Heidi Trpak mit ihrem Preis und Kindern des Kindergartens Gartenstadt im 21. Bezirk (plus Direktorin Andrea Pi).

Foto: St. Nikolausstiftung

"Gerda Gelse" ist im Tyrolia-Verlag erschienen.

Foto: Tyrolia Verlag

So naheliegend die Idee sein mag, ein Kinderbuch darüber zu verfassen, war es dann doch überraschend: Heidi Trpak hat für Kinder über die Gelse geschrieben – und sich damit heuer den deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Sachbuch geholt. "Ich stamme selbst aus der Lobauer Gegend, und da gab es immer wahnsinnig viele Gelsen", erzählt sie. "Ich habe die Gelsen abbekommen. Das prägt." Da es genügend Literatur über Bären, Katzen und anderes Getier gibt, habe sie sich eben zu dem kleinen, wenig beliebten Tierchen entschlossen.

Rasches Feedback

"Gerda Gelse. Allgemeine Weisheiten über Stechmücken" beantwortet alle Fragen, die rund um das Insekt auftauchen können. Ihr Beruf hat Trpak auch ein Testpublikum, sozusagen gratis, verschafft. Die 1973 geborene Wienerin arbeitet als Kindergartenpädagogin im katholischen Kindergarten Gartenstadt der Sankt Nikolausstiftung im 21. Bezirk: "Natürlich merke ich hier, wie Kinder auf die Geschichten reagieren, ob sie diese langweilig oder lustig finden. Das Feedback kommt sehr rasch und ehrlich."

Entstanden ist das Kindersachbuch im Rahmen des Projekts "lesen lieben lernen" der Stiftung. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, aber auch Eltern können Geschichten einreichen, die Gewinnergeschichte wird publiziert – in diesem Fall eben "Gerda Gelse".

Zwei Problemzonen

Seit 1993 arbeitet die zweifache Mutter als Kindergartenpädagogin – und schwärmt bis heute davon: "Ich wollte immer schon mit Kindern arbeiten. Dieses freie Arbeiten finde ich schön." Dass der Job durch eine universitäre Ausbildung aufgewertet gehört, wie viele Experten fordern, sieht sie differenziert: "Was nützt es einer Pädagogin, wenn sie einen akademischen Titel hat? Ist sie dann besser?"

Das hat für Trpak nicht unbedingt etwas mit der Arbeit mit Kindern zu tun. Sie ortet zwei Problemzonen im Kindergartenbereich. Die eine ist die Gruppengröße. Bei den Drei- bis Sechsjährigen sind es 25 Kinder pro Gruppe bei zwei Betreuerinnen. "Wie sollen da Schwächen ausgeglichen und Stärken ausgebaut werden?", fragt sie. Mit weniger Kindern ließe sich einfach konzentrierter arbeiten. Und Punkt zwei: Die Eltern werden zu wenig gefordert. "Ich merke, wie viel zu viele Dinge auf den Kindergarten abgewälzt werden", ärgert sich die Pädagogin etwa darüber, dass vielen Kindern gar nicht mehr vorgelesen wird.

Über den Schnupfenvirus

Ihrem Beruf treu bleibend, hat Trpak schon ihr zweites Sachbuch beim Verlag abgegeben. Es soll im Herbst 2015 erscheinen. Auf die Gelse folgt der Schnupfenvirus. "Kann man dazu jetzt Tier sagen? Ich weiß nicht. Ich will jedenfalls erklären, was so ein Virus im Körper macht." Es sei einfach spannend, Kindern Sachthemen näherzubringen.

Hat sie mit ihrem Buch über die Gelse diese nun aus ihrem Mördereck geholt? Nein, bekennt die Autorin. Das Tier werde meist "einfach erschlagen, ohne eigentlich viel darüber zu wissen". Das ist jetzt anders, aber: Ob sie selbst denn keine Gelsen tötet? "Doch", sagt Trpak, "aber mit Respekt!" (Peter Mayr, derStandard.at, 9.12.2014)