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Guido Burgstaller (rechts) bei einem seiner raren Einsätze für Cardiff.

Foto: APA/APGowthorpe

Am 23. Mai stellte sich Burgstaller den Fans von Cardiff vor.

Cardiff City FC

Cardiff/Wien - Guido Burgstaller ist kein Mann vieler Worte. Spricht er über seine Zeit bei Cardiff City, dann mit Bedacht. Die Situation in Wales sei ohnehin verfahren, man müsse mit dem Verein nun in bestem Einvernehmen eine brauchbare Lösung finden. Eine Leihe sei denkbar, eine Vertragsauflösung naheliegend.

Erst im Sommer war der Kärntner ausgezogen, um sich in der zweithöchsten englischen Spielklasse zu profilieren, das mittelfristige Ziel hieß Premier League. Trainer Ole Gunnar Solskjær geriet ob der vielseitigen Fähigkeiten seines Wunschspielers regelrecht ins Schwärmen. Elf Jahre hatte der Norweger für Manchester United gekickt, und nun sah ebendiese Ikone des Weltfußballs im 25-jährigen Österreicher eine variable Offensivkraft, die bei Cardiff als Leistungsträger zwischen Mittelfeld und Angriff agieren sollte. Beste Vorzeichen also, nur ging allzu rasch der Fürsprecher verloren. Für drei Jahre hatte Burgstaller unterschrieben, der glücklose Solskjær trat nach sieben Runden ab. Nachfolger Russell Slade kann dessen Faible für den Flügel nicht nachvollziehen.

Warten auf die Transferzeit

"Hier werde ich nicht mehr spielen", sagt Burgstaller mit dem im Profigeschäft obligaten Realismus. Man müsse die Situation nun akzeptieren und das sich im Jänner öffnende Transferfenster abwarten. Gegen einen Verbleib auf der Insel würde sich der Spieler nicht wehren, schließlich sei der Wechsel ins Mutterland ein Kindheitstraum gewesen. Mit hundert Einsatzminuten im vergangenen Halbjahr war in der Liga allerdings kaum Eindruck zu schinden, ein Treffer im League Cup gegen Drittligist Coventry City wertet das Empfehlungsschreiben unwesentlich auf. Burgstaller sieht der kommenden Wechselperiode "mit Spannung entgegen" und hält sich im Vorfeld notgedrungen alle Optionen offen. Nichts sei auszuschließen, eine Rückkehr in die heimische Bundesliga denkbar, wenn auch nicht erste Option.

Derweil hält sich der siebenfache ÖFB-Teamspieler mit dem Nachwuchs von Cardiff fit. Er steht, so lautet der Fachjargon, auf dem Abstellgleis. "Jetzt hat es mich zum ersten Mal erwischt", sagt Burgstaller, der bei Rapid stets gesetzt war. Er gewinnt der neuen Erfahrung Positives ab. Die Zeit sei prägend, würde ihn mental stärken. Er lerne den Sport nun auch fernab der Butterseite kennen, gerade in dieser Phase sei ihm der Wert von Familie und Freunden noch deutlicher geworden: "Es gibt mehr als nur Fußball." An Spieltagen gibt Burgstaller im Cardiff City Stadium trotzdem einen von durchschnittlich 21.000 Zusehern. Wenn er von der beeindruckenden Kulisse spricht, klingt Wehmut durch, war die Heimpremiere im August doch Dernière zugleich.

Seither ist die Stimmung unter den Fans nicht schlechter geworden, nach Solskjærs Ablöse verbesserte sich Cardiff vom 17. auf den achten Tabellenrang, selbst der Wiederaufstieg ist nicht mehr undenkbar. Der neue Trainer kann nicht alles falsch gemacht haben, eine Erklärung blieb er dem degradierten Burgstaller allerdings schuldig, es waren vollendete Tatsachen: "Den Schock musste ich erst einmal verdauen." Aber Russell Slade ist ebenfalls kein Mann vieler Worte. (Philip Bauer, DER STANDARD, 5.12.2014)