Irgendwann - vor Jahren - lud die PR-Agentur von Fischer auf den Rettenbachferner. Zum Materialtesten. Ich war damals jahrelang skiabstinent gewesen. Und lernte. Erstens: Ich fahre gerne Ski. Zweitens: Ich kann es nicht. Drittens: Die Kombi "guter Schuh - schlechter Ski" ist ok. Aber "guter Ski - schlechter Schuh" geht gar nicht.

Die vierte Lektion bekam ich dann im Frühjahr 2014 in Hochfügen auf die Harte eingebläut: "Gut" ist Relativ. Weil subjektiv.

Mit Bibi Pekarek (Mitte) und Mathe Knaus am Kleinen Gilfert bei Hochfügen.
Foto: Thomas Rottenberg

Es war eine kurze Tour. Eine Reportage. Thema: Splitboard versus Tourenski. Protagonisten: Matthias "Mathe" Knaus - der Bergführer, von dem ich so ziemlich alles weiß, was ich von den Bergen weiß. Bibi Pekarek - eine Innsbrucker Spitzenfreeriderin am Snowboard.

"Fette Ski, Tourenschuhe", mailte Mathe - also nahm ich den "Waymaker 110": Der Atomic-Schuh war relativ neu am Markt. Hatte tausendundeinen Award eingeheimst. Wichtiger: Zuvor - bei einer Tourenwoche in Marokko - hatten der Bergführer (Klaus Zwirner) und Christoph Schett den Schuh getragen und gelobt. Schett gehört zum Alpenvereins-Projekt "Risk´n´Fun", ist Reiseveranstalter und hat ein Naheverhältnis zu Atomic. Weil ich ihm einmal mit Texten und Kontakten half, drückte er mir den Waymaker in die Hand. "Ein super Schuh!"

Anprobe? Super! Angenehmer, fester Sitz. Keine Druckstellen. Gutes Gewicht. Guter Flex. Gehen & Stehen: kommod.

Aufstieg? Detto. Perfekter Halt. Keine Druck- oder Reibstellen. Super Grip auf Fels und Eis - auch mit offenen Schnallen: So muss ein Schuh performen.

Klaus Zwirner (rechts) in Marokko im Toubkal-Massiv.
Foto: Thomas Rottenberg

Abfahrt? Kurz gesagt: Eine Katastrophe. Ich knallte die Schnallen am Vorderfuß zuletzt schon so fest zu, dass das Plastik Wellen schlug und meine Mittelfußknochen winselten. Wieso ich trotzdem keine Sekunde das geringste Steuerungs-, Lenk- oder Kontrollgefühl hatte, verstehe ich bis heute nicht: Ich quetschte meinen Fuß - und hatte das Gefühl, im Schuh zu schwimmen.

Foto: Thomas Rottenberg

Um den Ski zumindest ansatzweise zu kontrollieren, schnallte ich die Gamasche so eng, dass der Unterschenkel Tage danach Druckstellen hatte - nach einer einzigen, kurzen, leichten Abfahrt: Sch…-Schuh!

Tatsächlich? Mitnichten: Fuß ist nicht Fuß. Ich schenkte den Waymaker weiter. Mit einer fetten Warnung. Zwei Wochen später kam ein Mail: "Sprechen wir vom gleichen Schuh? Drei Touren - drei Bestnoten: Ich bin noch nie besser gestanden, gegangen und gefahren. Im Gelände, auf der Piste, am Felsen: Der Hammer!" (Thomas Rottenberg, derStandard.at, 7.12.2014)

Foto: Thomas Rottenberg

Getesteter Skischuh: "Waymaker 110" von Atomic (diese Saison in anderen Farben aber sonst praktisch unverändert am Markt. Online ab 330€.)