Birgit Minichmayr spielt die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner im ORF-Film "Eine Liebe für den Frieden".

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Sebastian Koch spielt Alfred Nobel.

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STANDARD: Von Suttner / Nobel mit Minichmayr/Koch – das klingt nach Dreamteam. Durften Sie sich Ihren Partner aussuchen?

Minichmayr: Nein, aber mit Sebastian Koch war ich total glücklich, das war auch ein Grund, warum ich zusagte. Philipp Hochmair als Arthur von Suttner war mein ausdrücklicher Wunsch, ich war überzeugt davon, dass er perfekt in die Rolle passt.

STANDARD: Das klingt, als ob Sie sich bei der Entstehung intensiv einbrachten.

Minichmayr: Ja, das finde ich wichtig. Vor allem, wenn man einen Film mit einer Hauptrolle trägt.

STANDARD: Bertha von Suttners Bild ist gut bekannt vom 1000-Schilling-Schein – wie stellen Sie diese Dame ohne Unterleib dar?

Minichmayr: Mit Würde. Die Körperhaltung gibt das Korsett vor. Darin kann man sich gar nicht körperlich schlecht benehmen, sonst zwicken die Stäbe. Ich trage gerne Korsett, es gibt eine tolle Haltung.

STANDARD: Dann mögen Sie historische Rollen besonders gern?

Minichmayr: Ich mag das und habe kein Problem mit dieser Mode.

STANDARD: Was hat Sie an Bertha von Suttner interessiert?

Minichmayr: Biografisch fand ich so ungeheuerlich, mit welcher jahrelangen Ablehnung sie konfrontiert war. Sie ging damit sehr modern um. Man konnte ihre Liebe nicht kaputtmachen. Und letztlich finanzierte sie genau jene Familie, die sie wegschickte. Mich fasziniert ihre Großzügigkeit.

STANDARD: Haben Sie sich mit ihren Schriften auseinandergesetzt?

Minichmayr: Ja, um ein Gespür zu kriegen. Ich war froh, dass es kein Videomaterial von ihr auf Youtube gibt, weil ich so reden konnte, wie ich mir das vorstellte. Sie hat ihre Reden offenbar sehr eindringlich, aber auch sehr leise gehalten. Das lasse ich einfließen in den Figurenbau.

STANDARD: War sie nur edel, hilfreich und gut?

Minichmayr: Man kann ihr vielleicht vorwerfen, dass sie Nobel ausgenützt hat, was ich aber so nicht sehen würde. Sie war unbeirrbar in ihrem Friedensglauben, vielleicht auch nervig. Man kann ihr bestimmt eine Impertinenz vorwerfen. Aber der Film hat sich für die Beziehung von Suttner und Nobel entschieden.

STANDARD: Eine vielschichtige Figur in 90 Minuten darzustellen ist sicher nicht ganz einfach. Fehlt Ihnen etwas?

Minichmayr: Mich hätte mehr die direkte Auseinandersetzung zwischen den beiden interessiert. Ich fand zum Beispiel Nobels Einstellung zum Erben beeindruckend.

STANDARD: Gibt es Parallelen zwischen Ihnen und der Friedensikone?

Minichmayr: Ich studiere Figuren nicht in dieser Art. Es ist für mich nicht notwendig, eine persönliche Parallele zu einer Figur zu haben, um sie spielen zu können. Dazu habe ich Vorstellungskraft und Erlebnisfähigkeit. Ich brauche keinen Abgleich. Im Jack-Unterweger-Film spiele ich eine Society-Reporterin, es hat mir großen Spaß gemacht, die kalte Manipulatorin zu spielen, obwohl ich kein manipulatives Geschick habe.

STANDARD: Nehmen Sie etwas von den Figuren mit?

Minichmayr: Mir ist wichtig, dass ich bestmöglich vorbereitet spiele und das Bestmögliche anbiete. Das ist mein Antrieb. Ich habe Schwierigkeiten, wenn Schauspielerinnen im Theater nach einer Rolle beim Applaus nachweinen und mir zeigen, wie schwierig es war. Ich möchte mich voller Freude verbeugen, auch wenn ich gerade Kinder getötet habe wie bei "Medea". Ich mag nicht sehen, was es Schauspieler kostet. Das ist wie Handwerk: Es zählt nichts, wenn man es dauernd sieht

STANDARD: Seit eineinhalb Jahren sind Sie frei, ohne fixes Engagement. Eine gute Entscheidung?

Minichmayr: Seit September bin ich in Wien, im März spiele ich wieder an der Burg. Das ist mein Mutterschiff und wird es immer bleiben. Ich habe zu diesem Haus eine unsichtbare Nabelschnur, auch wenn ich immer wieder abhauen muss. Ich fühle mich gerade sehr wohl in Wien. (Doris Priesching, derStandard.at, 7.12.2014)