Milliarden von Singvögeln, Fledermäusen und Insektenarten ziehen jedes Jahr von Kontinent zu Kontinent. Bis jetzt war es allerdings nicht möglich, diese Schwärme von kleinen und kleinsten Tieren während ihrer langen Reise zu verfolgen, obwohl derartige Informationen eine große Rolle spielen, beispielsweise um die Verbreitung von Krankheitserregern durch ihre Wirte zu verstehen. Um diesen Mangel an Kenntnissen auszugleichen, wurde das Projekt "ICARUS" (International Cooperation for Animal Research Using Space) 2012 durch ein internationales Konsortium von Wissenschaftern auf den Weg gebracht.

Mit der Ratifizierung einer bilateralen Vereinbarung zwischen der russischen Raumfahrtagentur ROSKOSMOS und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wurde jetzt ein entscheidender Schritt hin zur satellitengestützten Fernerkundung von Tierwanderungen aus dem All gemacht.

"Die Vereinbarung mit ROSKOSMOS stellt unter anderem sicher, dass die durch Russland beigestellten Leistungsanteile, insbesondere der Mitflug auf dem russischen Teil der Internationalen Raumstation, den deutschen Beiträgen für 'ICARUS' ebenbürtig sind", erklärt Martin Wikelski. Der Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell und Lehrstuhlinhaber an der Universität Konstanz ist maßgeblicher Treiber dieses weltweit einzigartigen Forschungsprojektes.

Ab 2016 im Einsatz

Das Großprojekt startete im März 2012 mit einer Machbarkeitsstudie und befindet sich seit August 2013 in der Implementierungsphase. Für die Entwicklung der für das Projekt notwendigen Technologien stehen für die kommenden Jahre Fördermittel in Höhe von rund 19 Millionen Euro zur Verfügung.

Das "ICARUS"-Experimentalsystem wird voraussichtlich im Frühjahr 2016 auf dem russischen Service-Modul der Internationalen Raumstation ISS installiert. Die Wissenschafter versprechen sich durch die aus "ICARUS" generierten Daten revolutionäre Erkenntnisse über Leben, Verhalten, vitale Funktionen und das Sterben der Tiere auf unserem Planeten. Die global gesammelten Daten erlauben etwa Rückschlüsse auf Krankheitsverbreitungen (Zoonosen), Erkenntnisse zum Klimawandel und zur Katastrophenvorhersage. (red, derStandard.at, 7. 12. 2014)