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Syrische Flüchtlinge in der türkischen Provinz Sanliurfa Ende September.

Foto: REUTERS/Murad Sezer

Eine grafische Übersicht von Human Rights Watch über die verminten Gebiete an der türkisch-syrischen Grenze.

Foto: Human Rights Watch

In der syrisch-türkischen Grenzstadt Kobane liefern sich kurdische Kämpfer mit Anhängern der Miliz "Islamischer Staat" (IS) noch immer heftige Kämpfe – weshalb immer mehr Menschen versuchen, aus der Region und über die vermeintlich sichere Grenze in die Türkei zu fliehen. Doch auf ihrem Weg erwarten sie weit mehr Gefahren als bisher angenommen: Vom türkischen Militär an der Grenze zu Syrien platzierte Landminen bringen die syrischen Flüchtlinge in Lebensgefahr, wie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch am Dienstag in einem Bericht festhält.

Bisher seien bereits mindestens drei Menschen aus Syrien durch explodierende Minen getötet worden, neun weitere wurden den Angaben zufolge verletzt. Mehr als 2.000 Flüchtlinge sind jetzt akut gefährdet, da sie sich in einem Minengürtel nordwestlich von Kobane, dem Tel-Shair-Korridor, befinden, so Human Rights Watch nach Auswertung aktueller Satellitenbilder. Allein zwischen Mitte September und Mitte November sind dort mindestens 70 Minen explodiert.

Hunderte weitere Flüchtlinge sollen sich in einem Minengürtel nahe der türkischen Städte Mertismail und Çanakci in der Provinz Sanliurfa aufhalten, weniger als neun Kilometer östlich von Kobane.

Aufruf von Human Rights Watch

Die Menschenrechtsorganisation ruft die türkische Regierung nun dazu auf, die betroffenen Flüchtlinge in Sicherheit zu bringen und alle verminten Gebiete auf türkischem Boden, vor allem jene an der Grenze zu Syrien, zu räumen.

Insgesamt hat das türkische Militär zwischen 1957 und 1998 mehr als 615.000 Landminen entlang der syrischen Grenze platziert, um unbefugte Grenzüberschreitungen zu verhindern. Die Türkei hat 2003 einen völkerrechtlichen Vertrag für ein Verbot von Landminen unterzeichnet und im Juni 2011 fast drei Millionen lagernde Antipersonenminen vernichtet. Die bereits platzierten Minen müssen jedoch erst bis März 2022 endgültig entfernt werden. (red, derStandard.at, 2.12.2014)