So lässt es sich heute als Student leben - um 590 Euro pro Monat im Milestone.

Foto: Stefan Laub

Den Wiener Studentenheimen geht es gut - zumindest jenen, die sich vor kurzem im Rahmen des BKS TecTalk der Branche präsentieren durften. Konkret ging es bei der Podiumsdiskussion um die Frage, ob die Assetklasse Studentenheime einen Siegeszug feiert. Die Antwort lautete fast einstimmig: ja.

Walter Tancsits, Vorstand der gemeinnützigen Studentenwohnbau-AG (Stuwo), war sich als einziger nicht ganz sicher: "Man darf das nicht überschätzen", sagte er. Denn niemand wähle den Studienort aufgrund eines Studentenheims. Die Nachfrage an Heimplätzen in den 13 Heimen, die die Stuwo betreibt, sei aber "anhaltend stark". 420 Euro kostet ein Einzelzimmerapartment derzeit, "all inclusive", wie Tancsits betont.

Ja zur Assetklasse Studentenheim

Ein klares Ja zur Assetklasse Studentenheim gab es dafür von Andreas Köttl, Vorstand der Value One Holding AG, der das Milestone beim Campus der neuen Wirtschaftsuniversität vorstellte. Ein Heimplatz kommt dort mit 590 Euro schon um einiges teurer. Der Erfolg gibt Köttl Recht: Bereits das zweite Jahr ist das Milestone ausgebucht. Gleich 72 Prozent der Bewohner des Vorjahres haben sich dafür entschieden, ein weiteres Jahr zu bleiben. Für den Preis wird den Bewohnern auch Einiges geboten - darunter Fitnessraum, Reinigung, voll möblierte Einzelapartments und ein Concierge-Service - und Gemeinschaft, die man in einer kleinen Wohnung, die man sich um die stolze Miete ja theoretisch auch leisten könnte, nicht findet, so Köttl.

Angesichts des Erfolgs überraschen die Expansionspläne des Unternehmens wenig - weitere Standorte in Deutschland und den Niederlanden sind geplant. "Wir haben einen Nerv getroffen", sagt Köttl. Das Studentenheim sei aber "keine Geldmaschine". Das Produkt sei nicht fertig, werde laufend weiterentwickelt. "Und was in Wien ankommt, muss nicht unbedingt in Graz ankommen."

Die Community kostet

Ja zur Assetklasse Studentenheim hieß es auch beim Beratungsunternehmen MRP Hotels. In letzter Zeit werde er immer öfter von Fonds und Versicherungen auf diese "neue Disziplin" angesprochen, berichtete Managing Partner Martin Schaffer: "Diese Assetklasse ist nicht sehr breitentauglich, aber sie entwickelt sich gut." Und von "A nach B", also vom Hotel zum Studentenheim, sei es nicht weit. Neben Wien sieht der Experte Potenzial in Salzburg, Linz und Graz, vier bis fünfeinhalb Prozent Rendite seien, abhängig vom Standort, realistisch.

Markus Kaplan von BWM Architekten und Partner - auch ein Ja-Sager - fand angesichts der "Vereinzelung der Gesellschaft den gemeinnützigen Gedanken, der den Studentenwohnprojekten innewohnt", spannend. Denn in dem Bereich seien sich die vorgestellten Projekte - trotz frappanter preislicher Unterschiede - ähnlich.

Stockwerksküche hat ausgedient

Die Ansprüche, was Gemeinschaft angeht, haben sich aber geändert - und wer erfolgreich sein will, muss sich anpassen: Der Trend geht in Richtung Einzelraum, so Tancsits. Auch der Wunsch nach einer Küchenzeile in den Apartments sei groß gewesen - die gute, alte Stockwerksküche als Treffpunkt hat also ausgedient. "Das bedeutet aber nicht, dass die Leute keinen Kommunikationsort mehr wollen - aber sie wollen andere Kommunikationsorte."

Im Milestone ist das unter anderem die Waschküche, die dort aber "Washing Lounge" heißt. Am Ende habe sich weniger das Wohnbedürfnis geändert, glaubt Tancsits, als das Verständnis von Heimen überhaupt: Heute seien Heime viel positiver besetzt, strikte Heimordnungen gehörten der Vergangenheit an. "Das erklärt ja auch die Nachfrage." (Franziska Zoidl, derStandard.at, 2.12.2014)