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Künftig werden nur mehr die Lesefähigkeiten der Volksschüler getestet.

Foto: epa Keystone/Della_Valle

Wien - Der "Wiener Lesetest" wird im kommenden Jahr vollkommen neu organisiert. Statt des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie) wird die Untersuchung von Ex-Bifie-Chef Günter Haider durchgeführt - und zwar nur mehr in der vierten Klasse Volksschule, hieß es bei einer Pressekonferenz am Montag. Mit einer Folie sollen die Lehrer die Tests innerhalb weniger Minuten selbst auswerten können.

Bisher wurden jährlich alle Schüler der 4. Klasse Volksschule sowie 4. Klasse AHS-Unterstufe/Neue Mittelschule im Jänner vom Bifie auf ihre Lesefähigkeit getestet. Die dabei verwendeten lizensierten Tests blieben geheim, die Bögen wurden abgesammelt und vom Bifie ausgewertet. Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SPÖ) beendete im Vorjahr wegen "logistischer Schwierigkeiten und Fehlern bei der Auswertung" aber die Zusammenarbeit.

Freiwilliger Vortest

Als neuen Partner holte sie sich Haider: "Ich kann auf Sie nicht verzichten." Dieser erarbeitete mit seinem Team von der Uni Salzburg einen neuen Test, dessen Ergebnisse mit den früheren Untersuchungen aber vergleichbar sein sollen. Im Jänner findet nun nicht mehr der Haupttest statt, sondern ein freiwilliger Vortest, bei dem sich die Schüler mit den Aufgabenformaten vertraut machen können. Zwischen 22. und 29. April steht dann der 40-minütige Haupttest auf dem Programm, wobei jede Schule den Zeitpunkt selbst auswählen kann.

Stadtschulrat bekommt anonymisierte Ergebnisse

Anders als bisher werden die Aufgabenpakete nicht vom Bifie an die Schulen geschickt, nach dem Test eingesammelt, ausgewertet und die Ergebnisse an die Schulen bzw. Schüler rückübermittelt. Vielmehr erhalten die Lehrer eine Schablone, mit der sie die Tests ihrer Klasse "innerhalb von zwei Minuten" selbst auswerten können, so Haider. Die Lehrer wissen so sofort, welche Schüler welche Leseprobleme haben und könnten sofort mit der Förderung beginnen - sowohl nach dem Vor- als auch nach dem Haupttest. Der Stadtschulrat erhält lediglich die anonymisierten Schulergebnisse des Haupttests und erstellt daraus ein wienweites Resultat. Der Direktor bzw. die Schulaufsicht haben Einsicht in die kompletten Tests.

Anders als bisher ist der Test auch kein großes Geheimnis mehr: Die Schulen können ihn behalten und etwa im September darauf gleich am Beginn des Schuljahrs zur Einstufung der neuen Viertklassler verwenden. Dann könnten etwa auch mittels der Gratis-Nachhilfe der Stadt Fördermaßnahmen beginnen, so Brandsteidl: "Wer will, kann den Test beim nächsten Elternsprechtag auch einmal den Eltern vorlegen", so Haider.

Keine Tests in AHS und Neuer Mittelschule

Auf die Tests in den vierten Klassen AHS/Neue Mittelschule habe man verzichtet, so Brandsteidl. Einerseits gebe es mit dem Talente-Check der Wirtschaftskammer ein neues Instrument, das unter anderem ähnliche Prozesse abfrage. Anderseits sei der Leseerwerb nach der Volksschule schon abgeschlossen und habe man bei 14- bzw. 15-Jährigen kaum Chancen mehr, diese nach dem Test noch zu fördern. Haider verwies außerdem auf die in der vierten Klasse AHS/Neue Mittelschule erhobenen Bildungsstandards und den PISA-Test für 15-Jährige, die für diese Altersstufe Ergebnisse liefern: "Für das Monitoring braucht man nicht mehr."

Die Testergebnisse der Kinder müssen in Form von an Schüler und Eltern ausgegebenen Rückmeldeblättern an ihrer künftigen AHS/Neue Mittelschule vorgelegt werden. Mittelfristig spart die neue Testform dem Stadtschulrat Geld: Durch die Entwicklung entsprächen die Kosten von 90.000 Euro im ersten Jahr den bisherigen. In den kommenden Jahren werde es aber erheblich günstiger, obwohl jedes Jahr neue Aufgaben gestellt werden, so Brandsteidl.

Im neuen Test seien etwa Germanismen ausgemerzt worden, so Haider und Brandsteidl. Es gehe von der Aufgabenstellung her viel stärker um das Leben in Wien. "Das Weltwissen eines Wiener Kindes unterscheidet sich doch vom Weltwissen eines Kinds aus einer anderen deutschen Region", so Haider. (APA, 1.12.2014)