Wien – Die Arbeitslosigkeit ist im November weiter gestiegen: Rechnet man die vorgemerkten Arbeitslosen und die Schulungsteilnehmer zusammen, waren 407.206 Personen ohne Job – gegenüber dem Vorjahresmonat ein Plus von 6,7 Prozent.

Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition stieg auf 8,7 Prozent. Aktuell sind mit 331.756 um 29.858 Personen mehr beim Arbeitsmarktservice (AMS) als arbeitslos gemeldet: ein Anstieg um 9,9 Prozent. Dafür gab es mit 75.450 Schulungsteilnehmern um 5,3 Prozent weniger als im Vorjahr.

Gegenüber den rapiden monatlichen Steigerungen seit Februar stellen die am Montag veröffentlichten Daten allerdings eine Dämpfung dar, das belegen die vom Wirtschaftsforschungsinstitut auf Basis der AMS-Daten errechneten bereinigten Zahlen: Rechnet man Saison- und Arbeitstagseffekte sowie irreguläre Schwankungen heraus, stieg die Zahl der Menschen ohne Erwerbsarbeit in den vergangenen fünf Monaten nur verhältnismäßig leicht an, von 7,9 auf 8,6 Prozent.

In absoluten Zahlen bedeutet dies wohl einen Anstieg (exklusive Schulungsteilnehmern) gegenüber November 2013 von 300.504 auf 331.344. Seit Juni 2014 verflachte sich die Kurve aber, der Anstieg pro Monat betrug nur mehr zwischen 1000 und 1500. Zum Vergleich: Von Februar auf März war die Zahl der Arbeitslosen um mehr als 5000 gestiegen, von April bis Mai ebenfalls.

Alte und Ausländer

Vom neuerlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit sind einige Gruppen überproportional betroffen. Die Zahl der über 50-jährigen ohne Erwerbsarbeit stieg im November um 13,0 Prozent auf 85.758 Personen. Auch waren deutlich mehr Ausländer als im Vorjahr arbeitslos: Ihre Zahl stieg um 19,8 Prozent auf 89.731 Personen.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen – also Menschen, die länger als zwölf Monate arbeitslos gemeldet sind – hat sich im Vorjahresvergleich mehr als verdoppelt: Diese Gruppe wuchs um 120,1 Prozent auf 16.447 Personen.

In Relation etwas günstiger schaut es am Arbeitsmarkt für die Jungen aus: Die Arbeitslosigkeit von Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren stieg im November unterdurchschnittlich um 4,8 Prozent zum Vorjahr. Bei den jüngsten, den 15- bis 19-Jährigen, ging die Arbeitslosigkeit sogar um 0,9 Prozent zurück.

Lehrstellenlücke größer

Mehr Lehrstellensuchenden (+4,3 Prozent) Ende November stand ein kleiner Anstieg (+0,8 Prozent) beim Bestand an gemeldeten offenen Lehrstellen gegenüber. Die Lehrstellenlücke ist gegenüber dem Vorjahr um 218 auf 2656 angestiegen. Hier gibt es ein West-Ost-Gefälle: Während in Oberösterreich, Salzburg und Tirol mehr offene Lehrstellen als Suchende registriert wurden, war dies im Osten umgekehrt: Im Burgenland kommen durchschnittlich drei, in Niederösterreich mehr als 3,5 und in Wien sogar beinahe 5,5 Lehrstellensuchende auf eine gemeldete offene Lehrstelle.

Kritisch sieht die Lage AMS-Chef Johannes Kopf. Die Kombination aus Rezession und wachsendem Arbeitskräfteangebot führe zu höheren Arbeitslosenzahlen, sagte Kopf im Ö1-Mittagsjournal: "Die Entwicklung ist ernst". In den Konjunkturprognosen sehe er keinen Lichtblick.

"Die Lage wird immer kritischer", sagte auch Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske. Seit Monaten steige auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen, also jener, die über längere Zeit die Rückkehr in den Arbeitsmarkt nicht schaffen. Ältere und gesundheitlich beeinträchtigte Arbeitnehmer seien von diesen Entwicklungen besonders betroffen, so Kaske.

Hundstorfer drängt auf Steuerreform

Sozialminister Rudolf Hundstorfer drängt unterdessen erneut auf Maßnahmen zur Konjunkturankurbelung: Eine Steuerreform würde die Inlandskaufkraft stärken und neue Finanzierungsmodelle für den öffentlichen Wohnbau wären wichtige Impulse, so der Arbeitsminister in einer Aussendung. Auch das am Donnerstag von der EU-Kommission präsentierte 325-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm weckt Hoffnungen. Bei einer raschen Umsetzung aller Vorhaben könnte sich die Situation am Arbeitsmarkt im Laufe des nächsten Jahres wieder drehen und ein Rückgang der Arbeitslosigkeit erreicht werden, meinte der Minister. (APA/red, 1.12.2014)