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Hoffnungen auf das höchste Amt im Staat: Marine Le Pen beim Parteitag des rechten Front National...

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...und Expräsident Nicolas Sarkozy, der sich zum Chef der konservativen UMP wählen ließ.

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Frankreichs "Frontisten" wahrten nicht einmal den Anschein eines "sowjetischen" Resultates von 95 bis 99 Prozent: Marine Le Pen wurde am Sonntag am Parteitag des Front National mit 100 Prozent der abgegebenen Stimmen als Parteichefin bestätigt. Damit steht auch ihre Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen 2017 fest.

Die konkurrenzlose Wahl täuscht darüber hinweg, dass die betont soziale, teilweise als "linksnational" bezeichnete Linie der Parteichefin an der Basis nur beschränkt goutiert wird. Das zeigt sich darin, dass die Nichte Marion Maréchal-Le Pen mit 80 Prozent der Stimmen das beste Einzelresultat für das Zentralbüro der Partei erhielt. Die kaum 25-jährige Abgeordnete steht für einen liberalkonservativen Kurs, während Tante Marine für einen starken, protektionistischen Staat eintritt.

"Alle gegen die Sozialisten" vorbei

Der Parteitag in Lyon fand in einer fast schon euphorischen Stimmung statt, nachdem die Rechtsextremisten bei den Europawahlen stärkste Partei Frankreichs geworden sind. Erstmals werden ihr auch reale Chancen auf den Élysée-Palast eingeräumt.

In den Pariser Schlagzeilen dominierte am Sonntag allerdings weiterhin die Wahl von Nicolas Sarkozy zum Chef der konservativen Union für eine Volksbewegung (UMP). Der Ex-Präsident erzielte mit 64,5 Prozent ein "enttäuschendes Resultat", wie die Wirtschaftszeitung Les Echos kommentierte. Mehrere Umfragen sehen ihn gleichauf oder sogar hinter seinem parteiinternen Rivalen, dem früheren Premier Alain Juppé. UMP-Experten befürchten, dass Sarkozy sein neues Amt dazu missbrauchen könnte, die parteiinterne Präsidentschaftsvorwahlen 2016 zu manipulieren.

Die Linke verfolgt die Entwicklung auf der Rechten mit gemischten Gefühlen. "Die Zeit des ‚Alle gegen die Sozialisten‘ geht zu Ende. Jetzt folgt auf der Rechten die Spaltung durch eine thatcheristische Radikalisierung", sagte Sozialistenchef Jean-Chistophe Cambadélis. Mehr als ein Hoffnungsschimmer für Präsident François Hollande, der in Umfragen bei unter 20 Prozent liegt, ist das aber nicht. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, 1.12.2014)