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Der ehemalige Präsident Nicolas Sarkozy wurde erneut zum Parteichef der UMP gewählt. Er bringt sich damit in Stellung für die Präsidentschaftswahl 2017.

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Marine Le Pen wird bei den Präsidentschaftswahlen für den Front National antreten.

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Marion Maréchal Le Pen, Enkelin von Jean-Marie Le Pen und Nichte von Marine Le Pen, ist mit gutem Ergebnis in das Zentralbüro des FN gewählt worden.

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Die französische Rechte macht mobil. 270 000 Mitglieder der konservativen "Union für eine Volksbewegung" (UMP) wählten am Samstag per Internet ihren neuen Vorsitzenden. Und der ist kein Unbekannter: Nicolas Sarkozy wurde mit 64,5 Prozent der Stimmen schon im ersten Wahlgang gewählt. Der Sieg ist bequem, aber nicht überwältigend. Der ehemalige Staatspräsident hatte nämlich keine starke Konkurrenz. Der farblose Technokrat Bruno Le Maire erhielt 29,2 Prozent der Stimmen, der Homoehe-Gegner Hervé Mariton 6,3 Prozent.

Gegner Hollande

Sarkozy feiert damit gut zwei Jahre nach seiner Abwahl aus dem Elysée sein Comeback auf der Pariser Politbühne. Der quirlige Gaullist dürfte die Szenerie sogleich wieder beherrschen und sich als Chef der Rechtsopposition profilieren. Sein erklärter Gegner ist, wie er in 60 Wahlauftritten im ganzen Land klargemacht hatte, der sozialistische Staatschef François Hollande, der unpopulärer und geschwächter denn je ist.

Sarkozy erklärte in einer ersten Reaktion auf Facebook: "Die Zeit ist gekommen, zur Tat zu schreiten." Als erstes will er den Parteinamen ändern; statt des Siegels "UMP", das für viele Franzosen gleichbedeutend ist mit Finanzaffären und Hahnenkämpfen, strebt er einen schlichten Namen wie "Le Rassemblement" (Sammlung, Vereinigung) an. Damit will er auch die Grundlage für seine eigene Präsidentschaftskandidatur 2017 legen. Dabei wird er allerdings parteiintern auf bedeutend gewichtigere Rivalen treffen als am Samstag – so vor allem auf die beiden Ex-Premierminister Alain Juppé und François Fillon.

Juppé ist über die UMP hinaus zunehmend populär. Seine Anhänger befürchten, dass Sarkozy den Parteivorsitz übernommen hat, um die internen Primärwahlen im Jahr 2016 zu kontrollieren oder gar zu manipulieren. An der Spitze der Partei wird Sarkozy zudem darauf achten, dass die lästige Bygmalion-Affäre um getürkte Wahlkampfausgaben der Präsidentschaftskampagne 2012 nicht auf ihn selber zurückfällt.

Neues Mandat für Marine Le Pen

Im Schatten der Sarkozy-Wahl wählt an diesem Wochenende auch der Front National (FN) eine neue Führung. 83 000 Mitglieder – doppelt so viele wie vor zwei Jahren – wählen per Briefabstimmung die konkurrenzlos angetretene Parteichefin Marine Le Pen für ein neues Mandat. Die 46-jährige Anwältin wird die rechtsextreme Partei damit in den Präsidentschaftswahlkampf von 2017 führen.

Überschattet wurde der FN-Kongress von Meldungen, laut denen sich die erznationale Partei ausgerechnet durch das Ausland – und dazu noch durch die Entourage des russischen Präsidenten Wladimir Putin – finanzieren lässt. Die französische Presse berichtet allerdings kaum darüber. Sie räumt Le Pen erstmals Chancen ein, angesichts der Wirtschaftskrise und der Schwäche von "verbrauchten" Kandidaten wie Hollande oder Sarkozy sogar die Präsidentschaftswahlen zu gewinnen. "Der FN ist auf jeden Fall im Vormarsch", meinte der Rechtsextremismus-Experte Jean-Yves Camus am Samstag.

Umstrittene "linksnationale" Linie

Das beste Wahlresultat für das Zentralbüro des FN erzielte die Nichte der Parteichefin, Marion Maréchal Le Pen. Die erst 24-jährige Studentin verkörpert einen klaren Rechtskurs, während Parteichefin Marine Le Pen eine zwar ausländerfeindliche, sonst aber sehr soziale Linie fährt. Diese "linksnationale" Linie ist parteiintern offenbar umstritten, wie der Erfolg des Le Pen-Kükens Marion zeigt.

Linke an den Rand gedrängt

Über die Personalfragen hinaus zeigt die hohe Stimmbeteiligung der UMP- und FN-Mitglieder, dass die Basis der französischen Rechten Morgenluft wittert und ungeduldig an die Macht strebt. Politologen rechnen damit, dass die Kandidaten der beiden Parteien im Finale der Präsidentschaftswahlen gegeneinander antreten werden. Die Linke bliebe damit außen vor wie im Jahr 2002, als der Sozialist Lionel Jospin im ersten Wahlgang sensationell ausschied; im zweiten Wahlgang setzte sich dann Jacques Chirac klar gegen Jean-Marie Le Pen durch. Ein Duell Sarkozy-Le Pen 2017 wäre zweifellos offener. (Stefan Brändle, derStandard.at, 29.11.2014)