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Zwar können auch Schulen von Naturkatastrophen getroffen werden - so wie hier in den USA von einem Tornado. Langfristig gedacht können Investitionen in mehr Bildung die Folgen solcher Katastrophen aber deutlich mildern

AP / Charlie Riedel

Wien - Die jüngsten Studien des Weltklimarats IPCC lassen keine Zweifel offen: Klimaveränderungen sind nicht mehr aufzuhalten. Derzeitige Bemühungen zur Bewältigung der Folgewirkungen konzentrieren sich stark auf bauliche und technische Maßnahmen wie etwa die Errichtung von Dämmen. Das dürfte insbesondere für ärmere Regionen aber nicht die beste Investition sein, schreiben Wolfgang Lutz, Raya Muttarak und Erich Striessnig im renommierten Fachblatt "Science".

Für ihre Studie analysierten die Demografen, die sowohl an der WU Wien als auch am IIASA in Laxenburg und an der ÖAW forschen, Daten über Naturkatastrophen der vergangenen 40 Jahre aus 167 Ländern und verglichen diese Zahlen mit dem Bildungsstand der Bevölkerung und anderen Faktoren wie etwa Gesundheit oder Wohlstand.

Gebildete vermeiden Risiken

Andere Untersuchungen hatten in den letzten Jahren gezeigt, dass etwa gleich starke Erdbeben in verschiedenen Regionen ganz unterschiedliche Opferzahlen haben, abhängig vom Wohlstand der Region, aber auch von der Korruption. Das Team um Lutz, der vor allem in Fragen der demografischen Entwicklung auf Bildung als zentralem Faktor setzt, kommt zu einem etwas anderen Ergebnis.

"Unsere Forschungen zeigten, dass Bildung wichtiger als das Bruttoinlandsprodukt ist, um die Sterblichkeitsrate nach Naturkatastrophen zu senken", sagt Ko-Autorin Raya Muttarak: "Bildung erhöht direkt das Wissen, die Fähigkeit, Informationen zu verstehen und zu verarbeiten sowie die Gefahrenwahrnehmung. Außerdem erhöht sie indirekt den sozioökonomischen Status und das Sozialkapital - alles Qualitäten und Skills, die für das Überleben und den Umgang mit Katastrophen nützlich sind." Höher gebildete Personen leben etwa in risikoärmeren Gebieten und bereiten sich auf etwaige Naturkatastrophen besser vor - etwa indem sie Notfallvorräte anlegen.

Auf Unvorhergesehenes reagieren

Im Green Climate Fund sollen ab 2020 jährlich rund 100 Milliarden Dollar ausgegeben werden, um arme Länder bei der Bewältigung der durch den Klimawandel entstehenden Herausforderungen zu unterstützen. "Derzeit sind viele Gelder für bauliche Projekte oder landwirtschaftliche Maßnahmen reserviert", sagt Ko-Autor Erich Striessnig. "Diese Bemühungen sind lebensnotwendig, aber da exakte Auswirkungen der Klimaveränderung nicht vorausgesagt werden können, macht es Sinn, Teile der Gelder in die Bildung der Menschen zu investieren, damit diese auf nicht vorhersehbare Folgen reagieren können." (tasch, derStandard.at, 28.11.2014)