Wien - Wie sind Vielfalt und Qualität von Medien in Österreich zu sichern? Fast auf den Tag genau zwei Jahre liegt Hannes Haas' umfassendes Konzept dafür beim Auftraggeber, dem Bundeskanzleramt.

Nur ein winziges Detail hat das Medienministerium aus dem Zusammenhang gezupft und damit einer Zeitung überfallsartig die Presseförderung entzogen und so den Garaus gemacht: Qualität ist abhängig von der Größe der Redaktion. Daraus wurde ein Instrument, die Presseförderung von mehr als zehn noch einmal kräftig auf achteinhalb Millionen Euro zu kürzen. Hannes Haas plädierte für vorübergehend 50 Millionen Euro Presseförderung statt rund zehn.

Medienminister fehlt

Donnerstag und Freitag erinnerten Medienwissenschaft und Medien an den Autor der Studie über Österreichs Presseförderung. Haas ist Anfang 2014 gestorben. Medienminister Josef Ostermayer, Auftraggeber der Studie, übernahm den Ehrenschutz über die Veranstaltung. Über Journalismus, Qualität und ihre Finanzierung diskutierten Medienleute ohne den zuständigen Minister.

Ostermayer meide nicht zum ersten Mal solche Diskussionen, monierte etwa Alexandra Föderl-Schmid. So musste er sich nicht von der Standard-Herausgeberin schelten lassen, dass die öffentliche Hand Boulevardmedien "alimentiert" und stärkt und es dem Qualitätsjournalismus so noch schwerer macht. Haas' Modell ward umgehend schubladisiert, "passiert ist nichts".

Öffentlich finanzieren

ORF-Anchor Armin Wolf, selbst öffentlich-rechtlich finanziert, sieht schon "alles den Bach runtergehen" mit dem "E-Journalismus" (um rein unterhaltenden U-Journalismus wäre es ihm nicht schade). Ernsten Journalismus brauche es, um "ein demokratisches Gesellschaftsmodell mit ausreichend gemeinsamer Infrastruktur zu versorgen". Zu überlegen sei, sagt Wolf, ob man diese Informationsinfrastruktur nicht öffentlich finanziert: "Auch Hochkultur und Gesundheitswesen sind nicht ausschließlich privatwirtschaftlich finanzierbar." Föderl-Schmid kann sich vorstellen, die Rundfunkgebühr zu einer Medienabgabe für alle Haushalte weiterzuentwickeln. Und schon mit einem Teil der 200 Millionen Euro jährlich für Inserate von öffentlichen Stellen ließe sich Qualitäts- und Vielfaltsförderung dotieren.

Wolf hätte auch mit Mäzenen kein grobes Problem - ob nun einst Axel Springer oder heute Amazon-Boss Jeff Bezos bei einer Qualitätszeitung das Sagen hat, mache wenig Unterschied. Föderl-Schmid ist ein "bisschen unwohl" beim Medien-Mäzenatentum von Milliardären: "Ich wäre nicht gerne von Frank Stronach abhängig." Auch Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz "leistet sich Medien", erinnert sie. "Das ist nicht auf alle Medien übertragbar."

Geschäftsmodell Twitter

Für Twitterkönig Wolf sind soziale Medien übrigens ein Geschäft: "Ich werde zu relativ vielen Vorträgen über soziale Medien eingeladen, die ich nicht gratis halte. Für mich ist das ein erfolgreiches Geschäftsmodell." (fid, DER STANDARD, 29.11.2014)