Büroarbeit mit Frischwasser- und Vitaminstation sowie Aromatherapie-Bereich: CBRE ließ sich für die neuen Headquarters in Los Angeles (entworfen von Gensler Architects) manch Neues einfallen.

Foto: CBRE

Bis 2020 sollen weltweit 50 Milliarden mobile Geräte mit dem Internet verbunden sein, so lautet eine Prognose. Tritt sie ein, werde sich die Arbeitswelt massiv verändern, hieß es am Internationalen Facility-Managament-(IFM-)Kongress, der kürzlich zum siebten Mal an der TU Wien stattfand.

Gastgeber und TU-Institutsvorstand Alexander Redlein zog die Konsequenzen für die Branche: "Heute geht es immer mehr darum, nicht nur Arbeitsplätze und Räume zur Verfügung zu stellen, sondern Arbeitsprozesse zu unterstützen." Aus Firmensicht steht außerdem nicht mehr die physische Anwesenheit am Schreibtisch im Vordergrund, sondern das Engagement der Mitarbeiter. "Sind die Mitarbeiter motiviert, wirkt sich das konkret in einer um sechs Prozent höheren Gewinnmarge aus", zitierte Pat Turnbull von der International Facility Management Association (IFMA) jüngste Studien. Auch, um Talente ins Unternehmen zu holen, sei es angebracht, zeitgemäße Arbeitsplatzangebote zu stellen, die den Bedürfnissen einer neuen Generation entsprechen.

"Wellbeing Certificate"

Zu Herzen genommen hat sich das der internationale Immobiliendienstleister CBRE. Er hat im neuen Büro in Los Angeles sechzehn verschiedene Kommunikations- und Arbeitsbereiche geschaffen sowie eigene Frischwasser- und Vitaminstationen und Aromatherapiebereiche eingerichtet. Eine Leistungs- und Zufriedenheitssteigerung der Mitarbeiter von über neunzig Prozent konnte damit nach eigenen Angaben erzielt werden - und das bei Flächeneinsparungen von dreißig Prozent.

Schwarz auf weiß ließ man sich das als erstes Unternehmen überhaupt mit dem "Wellbeing Certificate" belegen. Die Zertifizierung wird vom International Well Building Institute (IWBI) seit kurzem als Methode angeboten, um das Wohlbefinden in Gebäuden, über alle Nutzungskategorien hinweg, zu bewerben. Für die Arbeitskräfte von morgen, die sogenannten "Millennials", seien Desks und flexible Loungebereiche gefordert. Homeira Shayesteh, Forscherin an der Londoner Bartlett- Universität, sprach von der "Generation Gaming", die für eine technologische Neuausrichtung stehe: "Die Jungen sind mit mobilen Geräten aufgewachsen und haben einen lustvollen Umgang damit."

Der Fall Yahoo

Dass das auch zu weit gehen kann, zeigte der Fall Yahoo: Teleworkingmitarbeiter wurden ins Unternehmen zurückgeholt, weil die Unternehmenskultur in Gefahr schien. Was bei Google funktioniert, sei außerdem etwa bei einer Bank, wo konzentrierter gearbeitet werden müsse, nicht unbedingt angebracht. Einen gemeinsamen Nenner gibt es laut Shayesteh für moderne Arbeitsplätze aber doch: "Es sollten zum fixen Arbeitsplatz alternative Arbeitsorte angeboten werden."

Überfordert mit so viel Komplexität sah sich mancher traditionell agierende Facility-Manager im Publikum der IFM-Tagung. Veranstalter Redlein forderte trotzdem zu Kooperationen auf: "Es braucht hier eine Zusammenarbeit mit den Human Resources, der IT und dem Immobilienmanagement im Unternehmen."

"Heraus aus dem Heizraum"

Um das abzudecken, steht sogar ein neues integratives Berufsbild im Raum. Für die FM-Branche sei es jedenfalls an der Zeit, "aus dem Heizraum herauszukommen" und die Dinge in die Hand zu nehmen. Speziell im Zusammenhang mit im Gebäudebetrieb gesammelten Daten sei es angebracht umzudenken.

Big Data und der Umgang mit automatisch erfassten Daten war dann auch ein weiteres, vieldiskutiertes Thema beim Kongress. Durch Messungen den wirklichen Raumbedarf abzuschätzen und so Kosten zu sparen, sei möglich. Man befinde sich auf dem Weg vom Statistikreporting hin zu Planungsprognosen. Laut Michael Warmuth vom TU-Institut für Facility-Management ist hier theoretisch viel möglich, aber man könne auch viel falsch machen: "Die gewonnenen Daten muss man inhaltlich und technisch interpretieren können." Gefordert seien daher neue Managementansätze.

Wo das Thema Big Data auftaucht, ist das Thema Datensicherheit und möglicher Datenmissbrauch nicht weit. In Zeiten, wo mit Sensoren die Belegung von Sitzplätzen oder die Frequenz in Gängen und Räumen automatisch erfasst werden kann, stellen sich immerhin auch Fragen über die Grenzen der Zulässigkeit.

"Um Datenschutzprobleme zu vermeiden, empfiehlt es sich, alles anonym zu erfassen oder sich über Betriebsvereinbarungen von Mitarbeitern eine Zustimmung zu holen", mahnte Andreas Plamberger vom Strategieberater PwC zur Vorsicht. Allenfalls sei das Sammeln von Daten zulässig, wenn sich etwa Kunden im Einkaufszentrum mit ihren mobilen Geräten identifizieren wollen, um an Angeboten am Regal nicht vorbeizugehen. (Peter Matzanetz, DER STANDARD, 29.11.2014)