Vorarlberger Eltern sind unbescheiden. Sie wollen alles. Die gemeinsame Schule und das differenzierte System; sie sind für Chancengerechtigkeit, haben aber Angst, dass ihr Kind in der gemeinsamen Schulform unterfordert wäre. Sie hätten gerne mehr Mathe und Deutsch für ihre Kids, sind aber mit der Schule zufrieden. Die Kinder sollten nicht überfordert werden, ganztägige Schul- und Betreuungsformen gönnt man ihnen aber nicht.

19.700 Eltern, Lehrende, Schülerinnen und Schüler haben sich an einer Befragung bezüglich der Schule der Zehn- bis 14-Jährigen beteiligt. Die Ergebnisse sind widersprüchlich und damit sowohl für Innovationsfreudige als auch für Bremser in der Schulpolitik brauchbar. Die Grünen freuen sich über eine Mehrheit für die gemeinsame Schule, die Konservativen in den Gymnasien über eine Mehrheit für den Status quo. Nun wird das politische Tauziehen beginnen.

Gewinnen wird, wer die bessere Interpretation der Umfrage liefert. Und das dürfte die schwarz-grüne Regierung sein. Sie hat Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer, kritische Eltern- und Lehrerverbände hinter sich. Damit bekommen ÖVP-Chef Mitterlehner und Bildungsreformer in der Bundespartei Rückenwind aus dem Westen.

Glaubwürdig wird die Vorarlberger Bildungspolitik aber erst, wenn sie ernsthafte Maßnahmen zur Studie liefert. Die wurden für Mai angekündigt. Kräftiger Westwind oder Mailüfterl – Wallners Volkspartei hat die Wahl. (Jutta Berger, DER STANDARD, 28.11.2014)