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Der Untergang der Titanic, hier in Minimundus nachgestellt, sorgt jetzt auch in Nordkorea für Aufregung

Foto: APA/Minimundus/Mairitsch

Die beliebteste Schauspielerin in Nordkorea ist momentan Kate Winslet, der beliebteste Schauspieler Leonardo di Caprio: Das behauptet zumindest halbernst der Aktivist Kim Heung-kwang, der seit Jahren für den Schmuggeln von USB-Sticks ins abgeschottete Regime sorgt. Die Speichermedien werden etwa von chinesischen Studenten oder Geschäftsmännern eingeschleust, seit einiger Zeit können die Sticks so präpariert werden, dass sie bei einer Kontrolle als komplett leer erscheinen.

Allerneuester Film

Vor allem Hollywood-Filme gelangen so ins Land. Immer beliebter wird etwa "Titanic", das 1997 erschienen ist. "Als ich mich mit einem jungen Koreaner über Filme unterhalten habe, hat er mir vom allerneuesten Film erzählt: ‚Titanic‘", so Klaas Glenewinkel zum Spiegel. Glenewinkel ist als Direktor von "Media in Cooperation und Transition" tätig, einer Organisation, die Journalisten in Krisenländern unterstützt.

Zeitverzögerung, Druckablass

Er meint, dass die große Zeitverzögerung normal sei. Dass so viele Nordkoreaner ausländische Filme sehen, ist allerdings auch als Zeichen der Öffnung zu bewerten. Es könnte gut sein, dass das Regime "Druck aus dem Sicherheitsventil des Dampfkochtopfs lasse", wie der Nordkorea Experte Felix Patrikeeff im Spiegel vermutet. Andererseits überrascht ihn, dass die Aktivisten so offen über ihre Schmuggelmethoden sprechen.

Schreckensberichte übertrieben

Die Dissidenten bestreiten dann auch, dass für das Ansehen ausländischer Medien extreme Strafen drohen. Schreckensberichte von Massenexekutionen wegen dem Konsum von "Titanic" und co seien übertrieben, realistisch sei eine Bestrafung mit Gefängnis oder Arbeitslager, so ein Aktivist. Das sei natürlich immer noch drastisch, aber im Vergleich zum früheren Vorgehen der Behörden – die Vergehen noch dazu öfters ignorierten – ein Fortschritt. Problematisch werden übrigens ausgerechnet die westlichen Sanktionen – denn Nordkorea kann nicht genug Computer importieren, um die USB-Sticks abspielen zu lassen. (fsc, derStandard.at, 27.11.2014)