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Sportdirektor Markus Gandler hängt die Causa Dürr noch nach.

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Hoffnungsträgerin Teresa Stadlober.

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Wien - Knapp diesseits, also südlich des Polarkreises, in Kuusamo, hebt am Wochenende der Langlaufweltcup mit Sprints für Damen und Herren an. Österreichs Beteiligung ist überschaubar. Nur Katerina Smutna (31) geht in die finnische Loipe - dafür mit guten Erinnerungen. In der Vorsaison kam sie zum Auftakt auf Rang neun. Besser sollte es für Smutna dann auf diesem Niveau nicht mehr laufen.

Das Solo der achtmaligen Meisterin ist zumindest für Österreichs weiblichen Langlauf kein Quantitätsmerkmal. Tatsächlich geben die Damen Sportdirektor Markus Gandler auch qualitativ zu den schönsten Hoffnungen Anlass, nachdem während der Olympischen Spiele in Sotschi in Johannes Dürr der einzige einschlägige Weltklasseathlet des Skiverbandes (ÖSV) als Doper entlarvt worden war.

Nach seiner sportgerichtlichen Aburteilung ist der Niederösterreicher nur noch ein Fall für die ermittelnde Staatsanwaltschaft. Gandler hat "kein Bedürfnis" nach Kontakten zu seinem ehemaligen Schützling, der als Zöllner arbeitet. Er fühlt sich auch neun Monate danach noch schwer hintergangen. "Ob man das glaubt oder nicht, ist mir egal." Der 48-Jährige kann aber auch für sich und sein Team eine gewisse Naivität im Umgang mit dem einstigen Hoffnungsträger nicht leugnen. "Uns hätte etwas auffallen müssen."

"Ein paar Hundert Langläufer, die man nicht mitbestrafen kann"

Immerhin, entgegen in erster Erregung ausgestoßenen Drohungen, die bis hin zur Entfernung der Traditionssparte aus dem ÖSV reichten, ließ Präsident Peter Schröcksnadel den Langlauf ungeschoren. Gandler: "Es gibt ein paar Hundert Langläufer, die man nicht mitbestrafen kann." Die 80.000 Euro, die vom ÖSV für zusätzliche Dopingtests zur Verfügung gestellt werden, können jedenfalls schwerlich als Sanktion verstanden werden.

Regelmäßige Topergebnisse sind ohne Dürr aber derzeit nur von den Damen zu erhoffen, allen voran von Teresa Stadlober, der Gandler den endgültigen Durchbruch im Weltcup zutraut. Die 21-jährige Tochter von Staffelweltmeister Alois Stadlober, die Juniorenweltmeisterin im Skiathlon 2013, soll die Führungsrolle von Smutna übernehmen, die nach Gandlers Dafürhalten ihre Karriere "langsam auslaufen" lässt.

Vornehmstes Ziel für den seit Sommer für die Damen zuständigen Trainer Manfred Hierschläger und dessen Assistenten Martin Stockinger ist die Präparierung einer Staffel, die mit Smutna Ende Februar bei der WM in Falun reüssieren kann. Nathalie Schwarz und Kerstin Muschet sollten das Quartett komplettieren.

Ziel Seefeld 2019

Mit Sicherheit dann schon ohne Smutna muss ein ÖSV-Quartett 2019 in Seefeld möglichst brillieren. Die im Vorjahr in Konkurrenz zu Oberstdorf, Planica und Almaty an Land gezogene Heimweltmeisterschaft nennt Sportdirektor Gandler eine "neue Aorta" für Österreichs Langlauf. Auch für die Herren, die mit Bernhard Tritscher und Harald Wurm als Sprintduo sowie mit Tritscher als Solist die größten Möglichkeiten haben.

"Die WM ist auch für mich ein Motivationsschub", sagt Gandler, der ja auch den Sportdirektor für die Sparte Biathlon gibt. Der Kitzbüheler, an Stadlobers Seite 1999 in Ramsau Staffelweltmeister, ist schon mehr als zehn Jahre in sportlich verantwortlicher Position im ÖSV tätig. Er hat einschließlich des Olympiaskandals von Turin 2006 die schwersten Krisen überstanden. "LLL - Langläufer Leben Länger", verhieß in den 1960er-Jahren eine Schweizer Werbekampagne. Gandler: "Ja, wenn sie vernünftig sind." (Sigi Lützow, DER STANDARD, 27.11.2014)