Raqqa - Syriens Luftwaffe hat am Dienstag bei Angriffen auf die selbstproklamierte IS-Hauptstadt Al-Raqqa (Raka) mehr als 95 Menschen getötetdarunter 52 Zivilisten. Zuvor war noch von 67 Toten gesprochen worden, nach Angaben der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte stieg die Todeszahl jedoch. Der Nachrichtenkanal Al-Arabiya aus Dubai berichtete unter Berufung auf Aktivisten sogar von 170 Toten, die meisten von ihnen Zivilisten. Mehr als 100 Menschen seien verletzt worden.

Es handelte sich um die verheerendsten Luftangriffe auf Al-Raqqa, seit die Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS) die Stadt im vergangenen Jahr erobert und zum Zentrum ihres "Kalifats" gemacht hat.

20 Leichen seien noch nicht identifiziert, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Nach einem ersten Angriff auf das Industriegebiet von Al-Raqqa seien Menschen herbeigeeilt, um den Opfern zu helfen. In diesem Moment sei der zweite Angriff erfolgt. Es habe dutzende Verletzte gegeben. Laut den Menschenrechtsbeobachtern flogen syrische Flugzeuge zehn Angriffe auf die Stadt im Osten des Landes. Sie trafen unter anderem eine Moschee.

Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem weitverzweigten Netz von Informanten in Syrien. Ihre Angaben können von unabhängiger Seite nur schwer überprüft werden. Die IS-Miliz hat weite Teile von Syrien und dem Irak erobert und in dem Gebiet ein sogenanntes Kalifat ausgerufen, einen islamistischen Gottesstaat.

Steinigungen

Wie die Beobachtungsstelle am Dienstag weiter mitteilte, steinigten IS-Extremisten in Syrien zwei junge Männer wegen angeblicher Homosexualität zu Tode. Ein 20-Jähriger sei unter dem Vorwurf der Homosexualität in der Ortschaft Majadin in der Provinz Deir Essor gesteinigt worden, erklärte das Netzwerk. Auf seinem Handy seien angeblich Bilder gefunden worden, die ihn bei "unschicklichen Akten mit Männern" zeigten. In Deir Essor wurde demnach ein 18-Jähriger unter dem gleichen Vorwurf gesteinigt.

Aktivisten schrieben im Internet jedoch, der Vorwurf der Homosexualität sei nur ein Vorwand gewesen. In Wahrheit habe es sich um Gegner der Jihadisten gehandelt. Diese haben bereits wiederholt Frauen wegen Ehebruchs gesteinigt. Im August wurde nach UN-Angaben in Majadin auch eine Zahnärztin geköpft, weil sie weiter Frauen wie Männer behandelte. Die IS-Miliz beruft sich bei seien Taten auf die Scharia, doch verurteilen auch konservative islamische Rechtsgelehrte ihr Vorgehen als unislamisch. (red, APA, 25.11.2014)