Der neue Rekordhalter ist fast 20 Meter lang und wiegt mehr als 1.600 Tonnen. Unklar ist, wie man ihn damals transportieren wollte.

Foto: DAI Orient-Abteilung

Berlin/Wien - Die alten Römer hatten einen besonderen Sinn für das Monumentale - nicht nur in Rom selbst, sondern auch in der Provinz. So errichteten sie im heutigen Baalbek im Libanon, dem damaligen Heliopolis, eine der größten religiösen Anlagen des Römischen Reichs.

Die Blöcke für die Tempel stammten aus einem nahen Steinbruch. Einer der größten Quader aus Kalkstein, der noch dort verblieben war, wurde auf den Namen Hajjar al-Hibla getauft ("der Stein der schwangeren Frau"). Beschrieben hat ihn ein gewisser Ritter Martin Baumgarten aus Kufstein bereits im frühen 16. Jahrhundert.

1996 vermaßen Linzer Forscher um Erwin Ruprechtsberger sowohl die Kalksteingiganten im Steinbruch wie auch die im nahegelegenen Jupitertempel. Der Stein der schwangeren Frau wiegt demnach rund 1.000 Tonnen. Ein noch größerer Quader, der kurz zuvor entdeckt worden war, kam bei einer Länge von rund 20 Metern und einer Breite und Höhe von je 4,5 Metern auf rund 1.250 Tonnen. Die drei größten Blöcke des Tempels, der in rund einem Kilometer Entfernung liegt, bringen laut der Studie Ruprechtsbergers immerhin je rund 800 Tonnen auf die Waage.

Forscher der Orientabteilung des Deutschen Archäologischen Instituts haben nun bei Grabungen im Steinbruch direkt neben Hajjar al-Hibla ein noch größeres Kalksteinmonstrum entdeckt: Dieser Stein, der neue Rekordhalter, ist 19,60 Meter lang, sechs Meter breit und mindestens 5,5 Meter hoch und bringt es auf eine Masse von etwa 1.650 Tonnen.

Da eine Schmalseite bereits sehr gut geglättet ist und die Vorgaben für die Glättung einer Langseite erhalten sind, muss geplant gewesen sein, den gesamten Block zur Tempelbaustelle zu schleppen, sagen die Forscher. Doch warum blieb der Quader - so wie seine kleine, schwangere Schwester - im Steinbruch?

Zumindest für Hajjar al-Hibla haben die Archäologen eine Erklärung gefunden: Untersuchungen des Steins ergaben, dass dieser Block vermutlich wegen seiner nicht ausreichenden Qualität verschmäht wurde. Neben einem Riss im oberen Drittel, der bereits bekannt war, dürfte das Gestein in einer Ecke minderwertig sein. So befürchtete man vermutlich, dass der riesige Quader beim Transport brechen könnte.

Warum die damaligen Arbeiter auch das Behauen des neuen Rekordhalters einstellten, sollen weitere Untersuchungen klären. Außerdem wollen die Archäologen der noch größeren Frage nachgehen, wie die antiken Bauleute die Kalksteingiganten zu den Tempelanlagen beförderten. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 25.11.2014)