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Für mehr als 30 Standorte der insolventen Handelskette fanden sich keine finanzstarken Interessenten, jetzt wird abverkauft.

Foto: APA/Hochmuth

Wien – Familie Delzadah lässt die Turbulenzen bei Holland Blumen Mark nicht hinter ihre Geschäftspforten. Draußen an der Fassade prangt zwar der Name der insolventen Handelskette. Drinnen jedoch ist von Krise nichts zu sehen: volle bunte Blumentöpfe und reger Kundenandrang. "Floristin gesucht" steht groß auf der Auslage geschrieben. "Frisch von Herzen" gleich daneben. Seit drei Jahren führen die Delzadahs die Blumenfiliale auf der Wiener Invalidenstraße als Franchisenehmer.

"Sie war das Geschenk meiner Schwester an unsere Mutter zum Muttertag", erzählt Kambiz Delzadah. Einfach sei es anfangs nicht gewesen, das kriselnde kleine Geschäft neu zu beleben. "Wir haben fast Tag und Nacht gearbeitet."

Heute erziele der Shop ein Vielfaches des Umsatzes von vor drei Jahren und beschäftige neben der Familie zwei Floristinnen. Klar sei die Insolvenz des Franchisegebers nicht ohne Folgen geblieben. Lieferungen verzögerten sich oder waren unvollständig. "Ständig gab es Anrufe und Angebote, unseren Standort zu übernehmen." Doch die Delzadahs machen auf eigene Faust mit eigenem Namen weiter.

"Das Blumengeschäft ist etwas anderes, als Milchpackerln zu verkaufen", sagt eine ihrer Floristinnen. Vor allem wenn es um Hochzeiten und Beerdigungen geht, sei viel Fingerspitzengefühl für Pflege und Beratung nötig. Etwas, das das Personal großer Handelsketten halt oft nicht bieten könne.

Zukunft nimmt Formen an

Die Zukunft von Holland Blumen Mark nimmt nach wochenlanger Ungewissheit konkrete Formen an. Mitbewerber Robert Bigl sichert sich nun 47 Filialen. Zwei gehen an Joris van der Velden, den Sohn des Unternehmensgründers. Einzelne, wie jener der Delzadahs, werden wohl selbstständig weitergeführt. Bei den verbliebenen mehr als 30 Shops startete am Montag der Abverkauf. Sie stehen vor der Schließung.

Viele der davon betroffenen mehr als 100 Mitarbeiter – großteils Frauen – sind ungelernte Kräfte. Für gute Leute sieht Alois Wichtl, Chef der Gartencenterkette Bellaflora, jedoch sehr wohl Chancen. Er suche diese nun auch, wie er sagt, unter den Holland-Blumen-Beschäftigten.

Der Guntramsdorfer Floristiker Bigl, einst Verkaufsleiter bei Holland Blumen Mark, zog im Großraum Wien unter dem Namen B&B 25 Filialen hoch. Nun verdreifacht er sein Netz an Standorten und ist mit einem Schlag in sechs weiteren Bundesländern von Oberösterreich bis Tirol vertreten. Branchenexperten zollen ihm Respekt, fragen sich aber, wie er die Logistik bewältigen werde und die teilweise mageren Umsätze auf das weitaus höhere Niveau der B&B hebe.

Selektion erwartet

"Bigl versteht sehr viel vom Geschäft", sagt Emil Steffek, Blumengroßhändler und Wirtschaftskammerspartenobmann. Er kenne in Europa aber keine Blumenkette dieser Größe, die langfristig funktioniere. Er rechnet damit, dass Bigl unter den erworbenen Standorten selektiert und letztlich ein Drittel mit Blumen führe. Ein Motiv für die breite Übernahme sei gewesen, vermutet Steffek, potenzielle Rivalen, Holländer oder andere finanzstarke Händler, aus dem Markt zu halten.

Das Geschäft mit rasch welkenden Schnittblumen bedingt ausgeklügelte Logistik, teure Kühlvorrichtungen und gut qualifiziertes Personal. Angebaut wird überwiegend auf industriellen Monokulturen in Kenia, Ecuador und Holland. Jumbofrachter karren die Blumen täglich in Europas Packhäuser, wo rund um die Uhr in Fließbandarbeit Sträuße gebunden werden. In Österreich ist der Verkauf von Schnittblumen noch zu 70 Prozent in Hand der Floristen, sagt Steffek. In Großbritannien laufe er zu 85 Prozent über Kaufhäuser und Handelsketten. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 25.11.2014)