In dem Moment, wo mir der Zweitakt-Sprit über die Finger rinnt, tut es mir fast schon leid, dass ich mit dem Rauchen aufgehört habe. Andernfalls hätte ich jetzt in die Hosentasche gegriffen, ein Feuerzeug raus gefischt und das Moped vom Schwiegervater einfach warm abgetragen. Seit über einem Jahr tut er inzwischen mit der Reiben herum. Allein seit dem Sommer hat er den Kolben getauscht, den Vergaser zerlegen lassen und den Kerzenschuh getauscht. Jetzt springt der Häfen wieder nicht an – aber er will sich nicht von dem leidigen 50erl trennen. Ganz im Gegenteil. Er repariert. Und er lässt reparieren. Denn er weiß schon heute, dass in nicht einmal acht Jahren, das Enkerl eine riesige Freud mit genau dem Moped haben wird.

foto: honda

Das wird natürlich nur eintreten, wenn der Maxi bis dahin seine Sammelleidenschaft für historische Maxis entdeckt. Andernfalls wird der Junge selbstredend eine 125er reiten wollen. Denn warum sollte er mit angerosteten 1,5 PS in die Schule knattern, wenn er in jeder 125er die bis zu zehnfache Leistung bekommt und wegen des Viertakter-Motors auch noch deutlich umweltfreundlicher unterwegs ist.

Selbst Schwiegervatern wäre mit einer aktuellen 125er besser bedient als mit einer alten 50er. Hubraum-Inflation auf zwei Rädern – auch wenn man nur zum Fischen fährt. Was früher das Moped war, ist heute die 125er. Nur halt in gut.

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Für nächstes Jahr etwa überarbeitet Honda seine nackte 125er, die dann CB125F heißen wird. Statt der 17-Zoll-Räder setzen die Japaner jetzt auf 18-Zöller und sie konzipierten den Stahlrohrrahmen neu. Deshalb wird sich die 125er deutlich stabiler fahren lassen. Kein Vergleich zu einer Zweitakter mit ungefedertem Hinterrad. Die Trommelbremse hinten bleibt der Honda, auch die klaren Blinkergläser, nicht aber der 11,3 PS starke Motor. Bei dem wurde der Zylinderkopf überarbeitet. Wir können aber wohl trotzdem davon ausgehen, dass der Preis irgendwo zwischen 2.600 und 2.800 Euro liegen wird.

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So eine Motorrad ist nicht wirklich für die lässige Tour am Wochenende gemacht, sondern um die Wege, die man jeden Tag zurücklegen muss, möglichst einfach und günstig bewältigen zu können. Da spielen Verbrauch und Reichweite natürlich eine Rolle. Mit weniger als zwei Liter soll sich die CB125F auf 100 Kilometern begnügen und mit dem vollen 13-Liter-Tank über 600 Kilometer weit kommen.

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Direkte Konkurrenz für die CB125F kommt von Yamaha. Die YBR125 ist zwar schon ein paar Jahre alt, spielt aber auch mit dem Preis von 2.700 Euro genau in der Liga der Achtelliter-Honda. Sie hat ebenso 18-Zoll-Reifen, begnügt sich aber mit 10 PS und etwas weniger Drehmoment.

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Wer die in der 125er-Klasse maximal erlaubten 15 PS sucht, der muss zum Beispiel zur Yamaha MT 125 wechseln. Dabei macht man aber gleich einen ordentlichen Sprung. Statt mit Trommelbremse verzögert die MT hinten über eine Scheibe, vorne arbeitet eine Up-side-down-Gabel. Das schlägt sich auch im Preis nieder. 4.399 Euro zahlt man für das Bike, mit ABS legt man sogar fast 5.000 Euro ab.

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Genau dazwischen hat die Hyosung GT 125 Naked ihre Nische gefunden. Sie kostet 3.145 Euro, hat Scheibenbremsen und einen, in der Klasse exotischen, V2-Motor. Letzterer leistet 15 PS, macht die Hyosung aber mit 167 Kilogramm recht schwer.

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Da ist sogar die so robust aussehende Suzuki VanVan deutlich leichter. Die Ballonreifen-125er wiegt nicht einmal 130 Kilogramm, hat 12 PS und kostet 3.390 Euro. Da sind wir aber hinten schon wieder bei einer Trommelbremse. Außerdem: Die VanVan ist nicht mehr ganz neu. Wer sie sich schönreden will, kann ja sagen, dass die Kinderkrankheiten deshalb sicher auskuriert sind.

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15 PS, 4.200 Euro, ABS schon inklusive,127 Kilogramm schwer und mit Scheibenbremsen ausgerüstet ist die KTM 125 Duke ABS. Wer also nicht jeden Cent umdrehen muss, ist mit der Oberösterreicherin, die in Indien gebaut wird, wohl am besten bedient.

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Nicht mehr in die 125er-Klasse fallen die Zero S und die Zero DS. Die beiden E-Nakeds nutzten voll aus, dass sie ihre maximale Leistung nur über kurze Zeit abrufen können und die Dauerleistung einst auf dem Niveau einer 125er lag – was man beim Fahren aber nicht merkte. Inzwischen gibt Zero für die D eine Leistung von 54 PS an. Aber dieses E-Motorrad scheidet jetzt nicht nur wegen seiner Leistung aus dem Vergleich aus, sondern auch wegen seines Preises von 13.610 Euro. Um die Kohle kann man lange Kolben, Kerzenschuhe und Vergasernadeln und Beruhigungsmittel für den Betrieb einer maroden und betagten 50er kaufen. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 24.11.2014)

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