Rom - Fünfeinhalb Millionen Italiener beteiligen sich am Sonntag an Wahlen in den Regionen Emilia Romagna und Kalbrien. Der Urnengang gilt als Stimmungstest für Italiens Premier Matteo Renzi, der am Montag am Gipfeltreffen der Zentraleuropäischen Initiative (CEI) in Wien teilnimmt und Kanzler Werner Faymann bei einem Arbeitsgespräch trifft.

Nach politischen Skandalen wählen die Bürger in der Emilia Romagna und Kalabrien ein neues Regionalparlament und ihren Präsidenten. Die Urnen sind bis 23 Uhr offen. Das Interesse politischer Beobachter gilt vor allem der Emilia-Romagna, eine einstige Hochburg der Linken. Deren Regionalparlament wurde zuletzt von schweren Skandalen erschüttert.

Der Urnengang wurde ausgerufen, nachdem der Präsident der Region, Vasco Errani, wegen fälschlicher Angaben bei einer Amtshandlung zu einem Jahr Haft verurteilt wurde und seinen Rücktritt einreichte. 15 Jahre lang regierte der 59-jährige Errani die Region mit 4,4 Millionen Einwohnern.

42 Ratsmitgliedern droht Prozess

Für einen Eklat sorgte auch der Skandal um 42 Mitglieder des Regionalrats, denen ein Prozess wegen Unterschlagung öffentlicher Gelder droht. Sie werden beschuldigt, die Mittel für Privatausgaben verwendet zu haben. Insgesamt sollen über zwei Millionen Euro veruntreut worden sein. Die Affäre ist ein harter Schlag für die Region, die wegen ihrer transparenten Politik unter der Führung von Mitte-Links-Parteien als Vorbild galt.

Favorit im Rennen um Erranis Nachfolge ist Stefano Bonaccini, PD-Regionalsekretär und Mitglied des nationalen Gremiums seiner Gruppierung. Um seine Kandidatur zu unterstützen, richtete Premier Renzi am Donnerstag in Bologna einen letzten Appell an die Wähler.

In Kalabrien duellieren sich fünf Kandidaten um die Nachfolge des im April zurückgetretenen Präsidenten Giuseppe Scopelliti. Der Politiker der Silvio-Berlusconi-Partei Forza Italia und ehemalige Bürgermeister von Reggio Calabria zog mit dem Rücktritt die Konsequenzen nach seiner Verurteilung zu sechs Jahren Haft wegen Amtsmissbrauchs. Gute Chancen werden dem Mitte-links-Kandidaten Mario Oliverio eingeräumt, für den sich Renzi aktiv einsetzt. (APA, 23.11.2014)