Innsbruck - Der Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Infektiologie, Günter Weiss, hat sich angesichts der aktuellen Ebola-Epidemie in Westafrika für neue Wege in der Notfallversorgung in Österreich ausgesprochen. Es brauche zwei oder drei Zentren, in denen Verdachtsfälle derartiger Infektionserkrankungen aus den anderen Bundesländern versorgt werden sollen.

Weiss schlug dahin gehend neben Wien (dort ist die Betreuung von Patienten im Kaiser Franz Josef Spital vorgesehen; Anm.) die Kliniken in Graz und Innsbruck vor. Dies solle Eingang finden in den nationalen Plan, der aufgrund der Ebola-Entwicklung nach einem Auftrag des Gesundheitsministeriums derzeit von Arbeitsgruppen entwickelt werde. Es gehe darum, sich zu vernetzen und sich national besser zu koordinieren, sagte Weiss am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Die Innsbrucker Klinik würde dabei etwa für den Westen Österreichs zuständig zeichnen. Momentan sei jedes Bundesland für sich selber zuständig, bemängelte der Experte.

Um solche Zentren für Infektionskrankheiten zu errichten, sei jedenfalls mit "beträchtlichen Kosten" zu rechnen, räumte Anita Luckner-Hornischer von der Tiroler Landessanitätsdirektion ein. Weiss betonte, dass es sich dabei nicht um reine Ebola-Zentren, sondern um solche für alle möglichen Infektionskrankheiten handeln solle. Er verwies beispielsweise auf die auf der arabischen Halbinsel aufgetauchte Viruserkrankung MERS ("Middle Eastern Respiratory Syndrome"). "Jedes Jahr gibt es zwei bis drei neue Erreger", erklärte der Mediziner.

Ebola-Fall in Österreich nach wie vor "sehr gering"

Die Wahrscheinlichkeit für einen Ebola-Fall in Österreich sei nach wie vor "sehr gering", wenn auch nicht mehr ganz so gering wie man noch im März angenommen habe, meinte Weiss. In Innsbruck sei man jedenfalls auf einen möglichen Fall bestens gerüstet, erklärte der Experte und verwies auf eine eigene Isolierstation, die man baulich adaptiert und mit Unterdruck versorgt habe. Es gebe speziell geschulte Teams, Schutzanzüge in ausreichender Zahl stünden zur Verfügung.

Einer Verschärfung der Einreisebeschränkungen sowie der Quarantänebestimmungen wie in den USA wollte Weiss nicht das Wort reden. Wichtig sei die "Selbstverantwortung der Reisenden". Noch am Flughafen etwa die Körpertemperatur zu messen wie in den Vereinigten Staaten sei nicht zielführend. Dabei werde man nicht viele potenzielle Ebola-Fälle erwischen, nicht zuletzt aufgrund der Inkubationszeit von rund 21 Tagen. Für vernünftig hält es Weiss hingegen, Patienten telefonisch zu überwachen, indem man etwa einmal pro Tag mit ihnen kommuniziert und sich nach ihrem Befinden erkundigt. (APA, derStandard.at, 20.11.2014)