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Der saudi-arabische Ölminister Ali Al-Naimi gilt als Drahtzieher.

Foto: Reuters/Bader

Wien - Als wären nicht schon genug Gerüchte im Raum, hat Russland die Spekulationen im Vorfeld der Opec-Sitzung kommenden Donnerstag angeheizt. Rosneft-Chef Igor Setschin trifft zwei Tage davor mit führenden Vertretern des Ölkartells zusammen, um die Lage zu sondieren. Die trifft Opec-Länder und Russland gleichermaßen. Der 30-prozentige Fall des Ölpreises seit Juni auf unter 80 Dollar je Fass und damit den tiefsten Stand seit vier Jahren belastet meist staatliche Konzerne und Haushalte der Förderländer.

Moskau ist besonders betroffen, droht die Wirtschaft doch wegen der vom Westen verhängten Sanktionen in eine Rezession zu schlittern. Allerdings kann der Kreml den sinkenden Ölpreis teilweise durch die Abwertung des Rubels abfangen. Doch die Gretchenfrage lautet: Wird sich Russland angesichts der Nöte erstmals mit der Opec arrangieren? Bisher war das Land eher ein "Trittbrettfahrer" der Entscheidungen des Kartells, ohne selbst Förderkürzungen vorzunehmen, erläutert Ölexperte Johannes Benigni, Gründer der Beratungsgruppe JBC Energy.

Der Druck auf eine bessere Abstimmung der großen Ölproduzenten sei sicherlich gestiegen, meint Benigni im Gespräch mit dem STANDARD. Allerdings sei das schwieriger als gedacht. Opec-Primus Saudi-Arabien würde einen neuen dominanten Partner wohl nicht so einfach dulden.

Verschwörungstheorien

International werden ohnehin schon länger Gerüchte gestreut und Verschwörungstheorien entworfen. In Russland wird schon länger vermutet, dass die Saudis mit den Amerikanern gemeinsame Sache machten, um Moskau in die Knie zu zwingen. Schon in den 1980er-Jahren hätten die USA mit dem Zerfall der Rohstoffpreise den der Sowjetunion provoziert, erklärte beispielsweise Nikolai Patruschew, Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates und enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin, in einem Interview. Ähnliche Äußerungen kamen schon vom Präsidenten des Opec-Mitglieds Venezuela, Nicolás Maduro.

Riad, so eine weitere These, nehme den Einnahmenausfall bewusst in Kauf, gelte es doch, Russland und den Iran zu treffen, die das feindliche syrische Assad-Regime unterstützen. Doch es gibt auch Spekulationen in die Gegenrichtung: Saudi-Arabien wolle den nordamerikanischen Schieferölboom mit niedrigen Preisen abdrehen, weil sich dann die Investitionen in die Technik nicht mehr rentieren würden.

Saudi-Arabien gibt sich bedeckt

Auch wenn sich keine Bestätigungen für die verschiedenen Theorien finden lassen, werten es Beobachter als auffällig, dass von Saudi-Arabien keine Klarstellungen kommen. Entsprechend unsicher sind die Erwartungen betreffend das Ergebnis der Opec-Sitzung. In einer von Bloomberg durchgeführten Umfrage erklärte die Hälfte der Analysten und Händler, dass sie mit einer Förderkürzung rechne. Selbst wenn die Produktion beschränkt werden sollte, bleibt die Frage, inwieweit sich die zwölf Opec-Länder daran halten. Und auch wenn die Staaten ihre Abmachung befolgen sollten, könnten schwache Konjunktur und hoher US-Output die Preise niedrig halten. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 20.11.2014)