Bild nicht mehr verfügbar.

Enthüllungen aus der NSA-Zentrale in Fort Meade verraten hochgeheime Abhörgeräte, ...

Foto: APA/EPA/LoScalzo

... die jetzt von Bastlern nachgebaut werden.

Foto: Screenshot/NSA

Der Nachbau wirft allerdings auch ethische Fragen auf.

Foto: Screenshot/NSA

Das Unerreichbare bekommen: Mit dieser Aufgabe war die NSA-Abteilung für Advanced Network Technology (ANT) betraut. Sie sollte jene Kommunikation und Daten abzapfen, die durch die "regulären" Massenüberwachungsprogramme nicht in die Datenzentren des Geheimdiensts gelangen konnte. Also etwa Informationen aus Rechnern, die nicht mit dem Netz verbunden waren. Oder Gespräche über spezielle, "abhörsichere" Telefonapparate.

Hochgeheime Werkzeuge enthüllt

Dafür hatte die ANT-Division im Lauf der Jahre ein extrem spektakuläres Set an Spionagetools entwickelt, das kurz nach Weihnachten 2013 enthüllt wurde. Damals veröffentlichte der "Spiegel" den Katalog an ANT-Geräten.Ein besonders interessierter Leser war dabei Michael Ossmann, der sich seit Jahrzehnten mit Radiotechnik beschäftigt.

Open Source

Gemeinsam mit anderen Bastlern und Amateurfunkern begann Ossmann, die Werkzeuge nachzubauen. Einige Konzepte erschienen ihm naheliegend, andere NSA-Entwicklungen verblüfften den US-Amerikaner laut "Motherboard". Mit der detaillierten Anleitung, die Ossmann durch die vom "Spiegel" veröffentlichten internen NSA-Dokumente erhielt, konnte der Aufbau der Tools aber relativ gut rekonstruiert werden.

Weit fortgeschritten

Mittlerweile ist das "NSA-Playset" weit fortgeschritten. Auf der Website des Projekts kann der Nachbaustatus einzelner Gerätschaften des ANT-Katalogs eingesehen werden. Auf der Hacker-Konferenz "Defcon" gab Ossmann detailliert Auskunft über den Nachbau. Jeder soll an der Offenlegung der Tools, mit denen E-Mails überwacht, Rechner infiziert und Anrufe abgefangen werden, teilnehmen.

Ethisches Dilemma

Das ruft allerdings auch Kritik hervor: Ist es verantwortungsvoll, die Baupläne solcher Spionagetools der Öffentlichkeit bereitzustellen? Immerhin können talentierte und erfahrene Hacker so beispielsweise auch Ex-Partner oder konkurrierende Firmen abhören. Ossmann argumentiert aber gegenüber "Motherboard" damit, dass die Anleitungen durch die Leaks ohnehin verfügbar seien – und Nachbau-Anleitungen Druck ausüben würden, für bessere IT-Sicherheit zu sorgen.

Beamte bedanken sich

Außerdem nütze die Veröffentlichung durch die Bastler auch der US-Regierung. Denn viele Mitarbeiter verfügen nicht über die nötige Sicherheitsberechtigung, um den ANT-Katalog anzusehen. Sie dürfen laut US-Recht also auch keine Snowden-Leaks einsehen, da die Informationen trotz der Veröffentlichung noch immer als geheim eingestuft und daher für sie verboten sind.

Durch das "NSA-Playset" können sie sich nun aber über zwei Ecken über die eigenen Spionagesets der geheimen NSA-Abteilungen informieren. So haben sich laut Ossmann bereits "mehrere Regierungsbeamte" bei ihm bedankt, da sie nur durch das "NSA-Playset" die "Möglichkeit erhalten hatten, sich detailliert mit diesen Systemen zu beschäftigen".

Bastler entwickeln günstige Alternativen

Was sich die NSA jedenfalls von Ossmanns Bastlerkollektiv abschauen könnte, ist, wie die Lösungen günstiger hergestellt werden können. Denn die Geräte des ANT-Katalogs sind teuer: Ein Audio-Aufnahmegerät kostet 2.000 Dollar, ein hochgeheimes USB-Abhörwerkzeug schlägt schon mit 1,25 Millionen für 50 Stück zu Buche. Die Bastler können das billiger: Keines der nachgebauten Tools kostet mehr als 100 Dollar. (fsc, derStandard.at, 19.11.2014)