London/Wien - US-Außenminister John Kerry hat seine Reise nach Wien zu den internationalen Verhandlungen über das umstrittene iranische Atomprogramm verschoben, wie das US-Außenministerium am Dienstagabend laut der französischen Nachrichtenagentur AFP wissen ließ. Kerry, der sich derzeit in London aufhält und ursprünglich für Mittwoch in Wien erwartet worden war, werde zunächst noch nach Paris reisen, hieß es.

Am Mittwoch werde der US-Außenminister noch in London bleiben, hieß es in einem Kommunique von Außenamtssprecherin Jennifer Psaki. Anschließend werde Kerry Donnerstagfrüh nach Paris fahren, um mit seinem saudischen Amtskollegen Saud al-Faisal und dem französischen Außenminister Laurent Fabius Gespräche über die Atomverhandlungen zu führen. Kerry werde dann "später in der Woche" nach Wien kommen, "aber wir haben das Datum noch nicht festgesetzt", so Psaki, ohne weitere Erklärungen anzuführen.

Verhandlungen seit Dienstag in Wien

Seit Dienstag verhandeln in Wien erneut die 5+1-Gruppe (fünf UN-Vetomächte plus Deutschland) und der Iran über eine Lösung im seit Jahren laufenden Atomstreit. Die Beteiligten stehen unter Zeitdruck, da am Montag die Frist für eine Einigung abläuft. Wird bis dahin keine Einigung gefunden, laufen die bei einem Übergangs-Abkommen im November 2013 erreichten Sanktions-Erleichterungen aus.

In entscheidenden Fragen gibt es nach Berichten noch große Meinungsverschiedenheiten: So werde über die Anzahl der iranischen Zentrifugen, den Zeitplan für die Lockerung der Wirtschaftssanktionen gegen Teheran und die Gültigkeitsdauer eines finalen Abkommens verhandelt. Zuletzt hieß es, es werde in Wien wohl zunächst nur zu einer Zwischeneinigung kommen und eine neue Frist für eine endgültiges Abkommen gesetzt.

Irans Außenminister Mohammed Javad Zarif ist bereits am Dienstag in Wien eingetroffen, wo er EU-Verhandlerin Catherine Ashton traf. Neben Kerry werden im Laufe der Woche noch weitere Außenminister der 5+1-Gruppe in Wien erwartet. (APA, 19.11.2014)