Es ist der bisher wichtigste Schritt zur Aufklärung des Massenmords in Prijedor 1992. Die bosnische Polizei hat am Montag zwölf Personen verhaftet, gegen drei weitere, die sich im Ausland befinden, wurde ein Haftbefehl erlassen.

Den bosnischen Serben wird vorgeworfen, dass sie zwischen dem 23. und dem 28. Juli 1992 drei Dörfer in der Nähe von Prijedor "ethnisch gesäubert" hätten, indem sie die Nichtserben ermordeten oder vertrieben. Zu den ihnen vorgeworfenen Verbrechen zählen Mord, Folter, Vergewaltigung und die Zerstörung der Häuser. Allein in dem Dorf Zecovi wurden 150 Menschen ermordet, darunter 29 Frauen und Kinder. Von den Verhafteten arbeitete ein Mann bis heute als Polizist, die anderen Personen gehörten 1992 zum sogenannten "Krisenstab".

"Sie kommen aus unserer Nachbarschaft"

Die Verhaftungen fanden, etwas mehr als ein Jahr nachdem das Massengrab Tomašica in der Nähe von Prijedor entdeckt worden war, statt. Hier wurden 800 Leichen - Opfer der ethnischen Säuberungen - verscharrt, darunter Überreste von Ermordeten aus Čarakovo, Zecovi und Briševo. Die Beweise führten zu den Verhaftungen.

"Das ist für uns eine kleine Genugtuung", sagt Sudbin Musić von der NGO "Prijedor 1992", der selbst Opfer der Vertreibungen wurde. "Die Leute, die jetzt verhaftet wurden, hätten sich nie gedacht, dass sie für die Verbrechen verantwortlich gemacht würden. Sie kommen aus unserer Nachbarschaft", erzählt der Mann aus Čarakovo, das am 23. Juli 1992 "ethnisch gesäubert" wurde. "Das ist aber erst der Anfang der Klärung von Tomašica", sagt Musić. "Wir erwarten weitere Verhaftungen. Man hat aber nun endlich angefangen, darüber anders zu reden."

Beweise gegen Mladić

Den ethnischen Säuberungen in der Region rund um Prijedor fielen etwa 3200 Menschen (Bosniaken und Kroaten) zum Opfer. Nach der Entdeckung von Tomašica stimmte das Jugoslawien-Tribunal diesen Oktober zu, dass die Beweise nachträglich in den Prozess gegen den Ex-General der bosnisch-serbischen Armee Ratko Mladić eingebracht werden können. Insgesamt wurden im Bosnienkrieg (1992-1995) laut dem Dokumentations- und Forschungszentrum in Sarajevo etwa 100.000 Personen getötet, davon waren 40 Prozent Zivilisten. Von diesen Zivilisten waren 82 Prozent Bosniaken, zehn Prozent Serben und fünf Prozent Kroaten. (Adelheid Wölfl aus Sarajevo, DER STANDARD, 19.11.2014)