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Victoria Beckham in Peking mit Handtasche in der Armbeuge.

Foto: reuters/stringer

An kaum einem Körperteil hängt seit Jahren dermaßen viel Verantwortung: Die Armbeuge hat eine Menge Handtaschen zu tragen. Für die einen mag dieser Griff schon als eindeutiges Tussi-Indiz gelten. Doch bei der Hand genommen oder am Riemen geschultert werden Taschen immer seltener. So neu ist das nun wirklich nicht, könnte man jetzt spitzfindig bemerken. Stimmt, siehe schon Marilyn Monroe 1956 an der Seite von Arthur Miller.

Deshalb muss die Handtaschenkralle so, wie sie heute kultiviert wird, auch ein wenig erklärt werden. Die Kralle versteht sich nämlich in erster Linie als Gesamtkunstwerk. Unabdingbare Bestandteile: Arm plus Tasche plus X. Das Gesamtkunstwerk funktioniert allerdings nur dann, wenn der Unterarm im 90-Grad-Winkel vom Körper abgespreizt und die Tasche vor den Körper geschoben wird. Perfektionistinnen klammern Unterarm und Tasche fest an den Körper und fügen dem das X, das gewisse Etwas, hinzu: Sie jonglieren in der einen Hand ein Smartphone und in der anderen ein Heißgetränk im Pappbecher.

Die Königin dieser blutstauenden Maßnahme ist zweifelsohne Victoria Beckham. Keine andere rückte in den letzten acht Jahren ihre Taschen dermaßen überzeugend als Prestigeobjekte in die Kamera. Beckhams Geheimnis? Die stoische Endloswiederholung des hängenden Handtaschenhenkels in der Armbeuge.

Während sie in aller Öffentlichkeit die Häutung von der Jeanshosenproduzentin zur Designerin durchexerzierte, hielt sie neben Ehemann David vor allem ihren Taschen die Treue. Und bewahrte dabei stets Haltung. Victoria Beckham setzte sogar noch eins drauf. Sie bewies: Designerhandtaschen in der linken Armbeuge lassen sich sogar mit einem Kleinkind in der rechten vereinbaren.

Negative Begleiterscheinung: die Rücken- und Nackenschmerzen, die ein solches Tragen großer Taschen nach sich zieht. Und die haben auch schon einen Namen: "Poshitis" nämlich. Es verwundert irgendwie nicht, dass Victoria Beckham, ehemals Posh Spice, die Patronin der Nackenschmerzen-Geplagten ist. Welch ungeheuren Einfluss sie und ihre prominenten Handtaschen-Kolleginnen haben, zeigt sich auf der Straße. Kaum eine Tasche wird noch am Riemen getragen. Sogar Papp-Einkaufssackerl mit Schnürung werden kunstvoll geklemmt.

Allerdings gibt's auch schon wieder Gegenwind. Augenscheinlichstes Indiz: Die populäre Trapeztasche von Céline, in den vergangenen Saisonen wie eine Trophäe vor den Körper gegabelt, bekam Konkurrenz aus dem eigenen Haus. Die Trio Bag ist klein und wird mit einem Riemen quer über die Brust gehängt. Noch sind Haltungsschäden nicht abzusehen. (Anne Feldkamp, derStandard.at, 19.11.2014)



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