Wien - Das Prinzip ist uralt. Schon Aristoteles beschrieb die schmerzlindernde Wirkung von Weidenrindenextrakt. Heute ist das daraus hervorgegangene Präparat, die Acetylsalicylsäure, besser bekannt als Aspirin, buchstäblich in aller Munde.

Doch während die alten Griechen ihre Heilkünste nur auf überliefertem Wissen und simplen Beobachtungen aufbauen konnten, müssen moderne Ärzte und Pharmazeuten auch komplexe Regelwerke befolgen, bevor sie ein Medikament zum Einsatz bringen dürfen - zu Recht, denn nur allzu oft haben die Substanzen gefährliche Nebenwirkungen, selbst wenn sie reine Natur sind. Da ist die Wissenschaft gefragt. Abgesehen davon sollte auch die erwünschte Wirksamkeit klar belegt werden, sonst gerät man schnell in die nebulösen Gefilde von Esoterik und Hokuspokus.

Die systematische Erforschung von abertausenden potenziellen Wirkstoffen hat die Pharmazie in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten stark beflügelt. Häufig waren die Ergebnisse solcher Suchen allerdings enttäuschend. Die hochautomatisierten Analysemethoden lieferten zwar vielerlei Daten, das Gesamtbild über die Zusammenhänge zwischen Chemie und Biologie ermöglichten sie dennoch nicht.

Effektivere Medikamente

Hier will das 2012 in Innsbruck gegründete Austrian Drug Screening Institute (ADSI) Abhilfe schaffen. Das Kooperationsprojekt der beiden Innsbrucker Universitäten, Leopold-Franzens- und Medizinische Universität, der Firma Bionorica Research und dem Land Tirol hat zum Ziel, die ersten Stufen der Entwicklung neuer Medikamente effektiver und kostengünstiger zu gestalten.

Das ADSI-Team, geleitet von dem Chemiker Günther Bonn und dem Mediziner und Zellbiologen Lukas Huber, setzt bei seiner Arbeit vor allem auf das sogenannte High Content Screening. Dabei erprobt man pro Versuch nicht nur einen einzigen Wirkungsaspekt, sondern testet Reaktionskombinationen - auch solche, die gekoppelt zwischen mehreren Substanzen und unterschiedlichen Zelltypen ablaufen.

Die Aussagekraft der Experimente wird dadurch erheblich gesteigert, wie Lukas Huber betont (siehe nebenstehendes Interview). Ein Fortschritt für die Grundlagenforschung. (deswa, DER STANDARD, 19.11.2014)