Paris - In Frankreich ist Skandalalarm ausgebrochen, die Sporttageszeitung "L'Equipe" spricht von einem drohenden "Erdbeben": Zwei am Dienstag ausgebrochene Korruptionsaffären mit einem Dutzend Festnahmen könnten für den französischen Fußball schlimme Folgen haben.

Verdacht auf Manipulation

Gleich drei Vereinspräsidenten und weitere neun Personen wurden am Dienstag im Rahmen zweier Korruptionsfälle in Polizeigewahrsam genommen. Wegen des Verdachts auf Manipulation von Begegnungen der zweiten Liga in der vergangenen Saison seien der Präsident von Erstliga-Aufsteiger SM Caen, Jean-Francois Fortin, und dessen Zweitliga-Kollege Jean-Marc Conrad von Nimes Olympique zusammen mit weiteren sieben Personen vorläufig festgenommen worden, berichteten französische Medien unter Berufung auf die Polizei.

Betrugsverdacht

Im zweiten Polizeifall, der den Fußball im Land des Ausrichters der EM 2016 bis ins Mark zu erschüttern droht, geht es um unzulässige Transferhandgelder. Der Boss von Ligue-1-Leader Olympique Marseille, Vincent Labrune, und auch dessen Vorgänger Pape Diouf (2004-2009) und Jean-Claude Dassier (2009-2011), seien von Beamten abgeführt worden. Sie stehen im Verdacht, beim Wechsel von Nationalstürmer Andre-Pierre Gignac vom FC Toulouse nach Marseille im Jahr 2010 illegale Gelder kassiert zu haben.

Auch der amtierende Generaldirektor des Topclubs, Philippe Perez, soll von Beamten abgeführt worden sein. Die Behörden untersuchen den Angaben zufolge, ob die Club-Funktionäre beim Transfer von Gignac illegale Handgelder kassiert haben. Der heute 28-jährige Mittelstürmer war offiziell für 16 Millionen Euro nach Marseille gewechselt. Damals hatte Dassier im Verein das Sagen, der heutige Boss Labrune war bei OM für die Finanzen zuständig und auch Chef des Aufsichtsrates.

Unter den Festgenommenen ist laut "L'Equipe" auch Dijon-Trainer Olivier Dall'Oglio. Die Behörden ermittelten wegen aktiver und passiver Korruption, hieß es.

Drei Nimes-Spiele im Visier

Im Manipulationsfall stehen den Berichten nach mehrere Partien von Nimes unter Verdacht. Der Klub aus Südfrankreich war vergangene Saison knapp dem Abstieg in die dritte Liga entgangen. Die Profiliga teilte mit, sie werde in dieser Sache als Zivilkläger auftreten. Wenn sich der Verdacht bestätigen sollte, sei das äußerst schlimm, sagte LFP-Präsident Frederic Thiriez, und drohte beiden Clubs mit Ausschluss aus der Liga.

Auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz gab sich Thiriez sichtlich verärgert. "Korruption ist ein tödliches Gift für den Sport generell und insbesondere für den Fußball. Zu was sind wir nutze, wenn man nicht einmal den Ergebnissen trauen kann?", erklärte Thiriez. "Sollten Korruption oder Spielmanipulation erwiesen sein, würde die Liga die nötigen Sanktionen mit der größten Härte aussprechen und das könnte bis zum Ausschluss aus der Liga gehen", betonte er.

Das könne "ein Erdbeben auslösen", so "L'Equipe". Laut einem Onlinebericht der Sportzeitung untersucht die Kriminalpolizei mindestens drei Spiele von Nimes: Die Begegnung vom 25. April beim FC Dijon (1:5), den 3:2-Sieg bei Aufstiegskandidat SCO Angers am 6. Mai sowie das 1:1 bei Caen am 13. Mai. Die Behörden sollen laut Medien Telefongespräche abgehört haben, bei denen Nimes-Großaktionär Serge Kasparian dem Klubvorstand den Vorschlag unterbreitet haben soll, den Gegnern Geld für Punkte anzubieten. (APA/sid, 18.11.2014)