Pretoria - Auf halbem Weg zwischen der Südspitze Südafrikas und der Antarktis liegen die die Prinz-Edward-Inseln. Eines der beiden einsamen Eilande im Südpazifik heißt eigentlich Marioninsel. Und was südafrikanische Forscher dort beobachteten und auch filmten, ist womöglich auch der Abgelegenheit des Schauplatzes geschuldet.

Bereits 2006 hat der südafrikanische Zoologe Nico de Bruyn (Universität Pretoria) beobachtet, wie ein Antarktischer Seebär einen Königspinguin vergewaltigte. Anders kann man diesen Akt sexueller Verirrung wohl nicht nennen. Die Forscher vermuteten sie damals, dass es sich um eine einmalige Beobachtung gehandelt habe, und publizierten sie auch nicht.

Businge Brian Busker

"Ich habe nicht gedacht, dass ich so etwas je noch einmal sehen würde", sagt de Bruyn gegenüber der BBC. Doch genau das ist nun gleich mehrmals passiert, wie er und seine Kollegen im Fachblatt "Polar Biology" schreiben. Und als Beweismaterial gibt es die verstörenden Videos davon auch auf YouTube.

Wie die Wissenschafter berichten, folgte der brünstige Seebär immer wieder dem gleichen Muster: Er jagte, fing und bestieg den Pinguin. Anschließend versuchte er, sein artfremdes Opfer zu begatten. Durchschnittlich dauerte der Akt fünf Minuten lang, zwischendurch gab es kurze Pausen.

Unklar ist, warum es Pinguine dem pelzigen Zeitgenossen so angetan haben. Die erste Vermutung der Forscher war, dass der Seebär frustriert oder sexuell unerfahren gewesen sei. Nun vermuten sie, dass es mit Hormonschüben während der Brunftzeit zu tun haben könnte. Ebenfalls vorstellbar sei, dass die Seebären die Vögel rein zu Übungszwecken vergewaltigen.

Eine falsche sexuelle Prägung, die der Verhaltensforscher Konrad Lorenz bei Entenvögeln auslöste, die dann mit Gummistiefeln kopulieren wollten, scheint indes eher ausgeschlossen. (tasch, 18.11.2015)