Michael sinniert darüber, das Privatleben von Journalisten mit einem eigenen Rechercheteam auszuforschen.

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Das Personentransport-Start-up Uber hat in den vergangenen Monaten vor allem durch Konflikte mit den Behörden rund um die rechtlichen Grundlagen seines Fahrtendienstes Furore gemacht. Dazu stößt das Unternehmen vielerorts auf heftigen Widerstand der Taxibranche. Ebenfalls in der Kritik steht die Führung der Firma, der nachgesagt wird, unsensibel und sehr angriffig zu sein.

Auch das Verhältnis zur Presse ist mitunter nicht das beste. Ein Umstand, den man in letzter Zeit zu verbessern sucht. Nun allerdings hat Emil Michael, Vizechef der Abteilung für Geschäftsentwicklung, mit einer fragwürdigen Idee für einen Eklat gesorgt.

Dinner in Manhattan

Vergangenen Freitag nahm Michael an einem Abendessen in Manhattan teil, zu dem Ian Osborne geladen hatte, der für Uber als Berater arbeitet und vormals für den britischen Premier David Cameron tätig war. Unter den illustren Gästen befanden sich unter anderem Schauspieler Edward Norton und die Publizistin Arianna Huffington. Der Journalist Michael Wolff war ebenfalls anwesend und hatte einen Redakteur von Buzzfeed mitgebracht, wo die folgenden Ereignisse schließlich offen gelegt wurden.

Eine Million Dollar für "Opposition Research"

Michael, der auch in einem beratenden Gremium für das US-Verteidigungsministerium sitzt, sinnierte auf der Veranstaltung über einen Plan, sich gegen negative Presseberichterstattung zu "wehren". Die Idee: Man könnte "eine Million Dollar" in die Hand nehmen, um vier der besten "Opposition Researcher" und vier Journalisten anzuheuern. Diese würden dann im Privatleben von Pressemitarbeitern und ihren Familien nach potenziell belastendem Material stöbern.

Heftige Kritik an Journalistin

Dabei hatte es Michael offenbar besonders auf eine Journalistin abgesehen: Sarah Lacy, die die auf das Silicon Valley spezialisierte Website PandoDaily betreibt. Sie hatte Uber zuletzt vorgeworfen, eine sexistische und frauenfeindliche Firmenkultur zu pflegen. So schrieb sie auch, dass sie die Uber-App nun deinstalliert habe, nachdem sie gelesen hatte, dass das Unternehmen mit einem französischen Escort-Service kooperiert. Uber würde Frauen nicht respektieren und ihre Sicherheit nicht priorisieren, so Lacey.

Laut Michael seien jedoch Uber-Fahrten viel sicherer als Taxis zu nutzen. Daher solle Lacy persönlich dafür verantwortlich gemacht werden, wenn andere Frauen ihrem Beispiel folgten und dann Opfer sexueller Angriffe würden. Das hypothetische Rechercheteam könnte sich etwa ein heikles Details aus Lacys Leben suchen und sie damit demaskieren. Darauf hingewiesen, dass ein solches Vorhaben problematische Folgen für Uber haben könnte, meinte Michael: "Niemand würde wissen, dass wir es gewesen sind."

Michael rudert zurück

Wenig überraschend sorgte die Veröffentlichung dieser Aussagen für Aufregung und zahlreiche Anfragen an Uber. Michael ließ über eine Sprecherin ausrichten, dass seine Aussagen ein Resultat von Frustration über die von ihm als sensationalistisch empfundene Medienberichterstattung gewesen seien. Sie gäben aber weder sein wahren Ansichten, noch die des Unternehmens wieder. Auch in Anbetracht aller Umstände seien seine Aussagen falsch gewesen. Es habe sich außerdem um ein privates Dinner gehandelt.

Ähnlich äußerte sich auch Uber direkt. Man betreibe derartige Recherchen nicht und habe das auch nicht vor. Außerdem gäbe es klare Richtlinien, die Uber verbieten, die Fahrten seiner eigenen Kunden für derlei Zwecke einzusehen. Man würde regelmäßig kontrollieren, ob die Mitarbeiter sich daran hielten.

Uber-Manager soll Profil von Redakteurin eingesehen haben

Buzzfeed hat allerdings Indizien dafür gefunden, dass dem möglicherweise nicht so ist. So soll ein Uber-Manager aus New York im Zuge einer Diskussion über Uber-Richtlinien das Profil der Buzzfeed-Reporterin Johana Bhuiyan eingesehen haben, ohne vorab nach Einverständnis zu fragen. (gpi, derStandard.at, 18.11.2014)