15. April 1956, Wien
Österreich – Brasilien 2:3
Es ist das erste Spiel des Nationalteams gegen einen Gegner aus Südamerika in Wien. Als Anhaltspunkte für einen österreichisch-brasilianischen Leistungsvergleich können nur Begegnungen auf Klubebene herangezogen werden. Diesbezüglich gilt: In Europa dominierten die einen, in Brasilien die anderen. Angenehm die Anpfiffzeit: Sonntag, 16 Uhr.
Die Brasilianer befinden sich auf Europatournee, gegen Portugal hat man sich mit 1:0 durchgesetzt, von der Schweiz trennt man sich 1:1-Unentschieden. Die Arbeiter-Zeitung pocht vor dem Match gegen den schillernden Gegner aus Übersee auf Konzentration auf das Wesentliche: "Nicht exotische Fußballwundertiere sollen zur Schau gestellt werden, sondern ein Kräftemessen mit einer Fußballgroßmacht soll vor sich gehen."
Gegen Österreichs Team, das zwei Jahre zuvor WM-Dritter geworden war, gibt Brasilien den Takt vor, die Heimischen können aber trotzdem bis kurz vor Schluss irgendwie ein 2:2 halten. Beide Tore der Österreicher erzielt der Austrianer Sabetzer, es sollten die einzigen Treffer seiner kurzen Teamkarriere (drei Berufungen) bleiben.
Zwischendurch droht Ungemach, da gleich fünf Goals der Selecao wegen Abseits nicht anerkannt werden: Verbandspräsident Pacheco und sein Vize Mendonca Falcao stürmen das Feld, um dem jugoslawischen Schiedsrichter Romcevic ihren Unmut deutlich kund zu tun. Zum Glück aber schießt Waldir Pereira, genannt Didí, die Brasilianer in der 87. Minute vor 55.000 Zuschauern doch noch zum Sieg. Die AZ moniert eine gewisse Ineffizienz der glanzvollen Ballkünstler: "Zum brasilianischen Fußball gehört das Radschlagen, jeder muss zeigen, was er kann."
(Foto: Didí in Brasiliens Weltmeistermannschaft 1958. Vordere Reihe, Zweiter von links zwischen Garrincha und Pelé)
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