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Foto: APA/EPA/Mircea

Erst vor zwei Jahren übernahm Klaus Johannis neben seinem Amt als Bürgermeister von Sibiu (Hermannstadt) auch den Vorsitz der Nationalliberalen (PNL). Im Wahlkampf war die spröde Art des 55-Jährigen ein Handicap. Überdies war sein Herausforderer, der populistische Premier Victor Ponta, medial omnipräsent.

Das Präsidentenamt will er seriös führen, versprach Johannis nach seinem überraschenden Wahlsieg. Dass er der sehr kleinen deutschen Minderheit angehört, trägt aber dazu bei, dass Johannis als der bisher europatauglichste Präsident Rumäniens gilt.

"Privat" schreibt er seinen Namen stets traditionsgemäß mit "J" statt mit "I" wie in der rumänisierten Variante. Seine Visitenkarte ist das 150.000 Bewohner zählende Sibiu, das 2007 zur Europäischen Kulturhauptstadt ernannt wurde und seither als "Rumäniens Tor zu Europa" beschrieben wird.

Vor 850 eingewandert

Pontas "Stolz, Rumäne zu sein" hält Johannis das "Rumänien der gut gemachten Arbeit" entgegen. Laut Johannis belegen Aufzeichnungen, dass die Familie bereits vor 850 Jahren nach Siebenbürgen eingewandert ist. Nach dem Sturz des rumänischen Diktators Ceausescu wanderten seine Eltern, Susanne und Gustav Heinz, und seine Schwester Krista nach Deutschland aus und leben seither im Raum Würzburg.

Keine Kinder, aber sechs Immobilien

Vor seinem Eintritt in die Politik war Johannis Physiklehrer an Gymnasien, später Schulinspektor. Seine Frau ist Englischlehrerin. In den frühen 1990er-Jahren baute er das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien auf. Versuche, ihn als Außen- oder Premierminister nach Bukarest zu holen, scheiterten. Politisch blieb er weitgehend neutral, bis er 2013 die PNL übernahm und sie durch die Fusion mit den Liberaldemokraten (PDL) zu einem Mitte-rechts-Pol machte.

Seine für rumänische Politiker ungewohnt knappen, manchmal missverständlichen Äußerungen werden Johannis von Gegnern genauso vorgehalten wie das Faktum, dass er zwar keine Kinder habe, dafür aber sechs Immobilien besitze. Diese soll er angeblich mithilfe gefälschter Erbschaftsdokumente erworben haben. Außerdem wurden seitens der Integritätsbehörde (ANI) Anschuldigungen wegen Unvereinbarkeiten laut – eines dieser Verfahren hat Johannis gewonnen, ein weiteres läuft.

Ein Hoffnungsträger ist er aber vor allem für die Wirtschaft: Johannis gelang es nämlich, 800 Firmen aus dem deutschsprachigen Raum nach Sibiu zu locken. (DER STANDARD, 18.11.2014)