Von den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs erzählt Karin Peschkas Debütroman Watschenmann (Otto-Müller-Verlag, 2014). Heute stellt die 1967 in Oberösterreich geborene Autorin ihn auf Einladung des Salzburger Literaturforums Leselampe in der Reihe "Krieg.Folgen" vor.

Das Buch spielt im Wien des Jahres 1954. Die gröbsten Entbehrungen der Nachkriegsjahre sind vorbei, aber nicht jeder findet sich in einer Gesellschaft zurecht, die die NS-Vergangenheit verdrängt. Peschka erzählt von drei Entwurzelten, die in einer Schusterwerkstatt leben: Lydia, die, auf ihren noch nicht wieder heimgekehrten Verlobten wartet. Der Zweite in diesem Trio ist der boxende Serbe Dragan. Und da ist Heinrich, der "Watschenmann", der glaubt, dass sich der Krieg in den Menschen eingegraben hat.

Nach und nach erfährt der Leser mehr über die Beziehungen dieser drei Menschen zueinander. Und über die dunklen Seiten der Vergangenheit, zu der nicht nur die Angst vor Bombenangriffen gehört, sondern auch Furcht vor hartherzigen Eltern. Heinrichs Vater, ein Primar, möchte den Buben zur Härte erziehen. Andere Prototypen dieser traumatisierten Nachkriegsgesellschaft sind die kriegsblinden Zwillinge Peter und Paul samt deren Schwester Helene. Weiters die "Pritschlerin", der die Fürsorge ihre Kinder weggenommen hat, ein "Kummerl", der das KZ überlebt hat, ein Exnazi sowie ein GI.

Die seit 14 Jahren in Wien lebende Peschka kennt die (heutigen) Randgruppen der Gesellschaft genau, lebt sie doch von der Sozialarbeit mit Alkoholikern und Arbeitslosen. Für ihr Debüt erhielt sie 2013 den Wartholz Literaturpreis. (dog, DER STANDARD, 18.11.2014)