Wien - Man ahnte nichts Gutes, als der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels vor der Buch Wien einen Umsatzrückgang von 3,5 Prozent - vor allem bei der Belletristik (minus 10,3 Prozent) und bei Hörbüchern (minus 9,2 Prozent) - für die ersten zehn Monate dieses Jahres vermeldete.

Doch wer die Buch Wien betrat, die am Sonntag mit einem neuen Besucherrekord von 38.000 ihre Pforten schloss, wurde von Kinderlachen empfangen. Es brandete von der unweit des Eingangs aufgebauten Kinderbühne herüber, wo etwa Thomas Brezina mit Rolf Rüdiger und den jungen Meisterdetektiven im Publikum Fälle löste. Auch im siebenten Jahr ihres Bestehens erweist sich - neben der Konzentration auf die Literaturen Osteuropas - der Kinder- und Jugendbuch-Schwerpunkt als wichtiger Teil der internationalen Buchmesse, die Donnerstag und Freitag von Schulklassen gestürmt wurde. Insgesamt hatte man heuer den Eindruck, dass neben an der Branche Interessierten auch mehr ganz "normale" Leser die Halle D des Messezentrums besuchten.

Lange Nacht der Bücher

Das liegt auch an der neuen "langen Nacht der Bücher" (u. a. mit Don Winslow, Wolf Haas, Daniel Glattauer und Musik von Attwenger, Moderation Florian Scheuba), die am Mittwoch nach der vielbeachteten Eröffnungsrede des ukrainischen Autors Juri Andruchowytsch 2500 Besucher verbuchen konnte. Zudem ist die Verlegung der Messebuchhandlung vom hinteren Teil der Halle zum Eingang, man taucht so gleich in die Welt der Bücher ein, eine Verbesserung. Was auch für das durch niedrigere Bühnenaufbauten insgesamt luftiger wirkende Messeambiente gilt.

Und die mit der Buch Wien verbundene Lesefestwoche? Hier könnte sich eine - noch - schärfere Konturierung auszahlen. Mehr als 300 Autoren lasen letzte Woche in Wien. Und klar, ein Lesefest lebt von der Vielfalt, vielleicht wäre hier aber weniger mehr, viele der Lesungen auf den Messebühnen fanden vor wenig Publikum statt. Und dass gleichzeitig mit der montäglichen Eröffnung der Lesefestwoche im Rathaus (mit Klaus Maria Brandauer) der Literaturpreis Alpha vergeben wurde und zudem die Nestroy-Gala in der Stadthalle stattfand, ist suboptimal. Immerhin: Man hatte die Qual der Wahl. (steg, DER STANDARD, 17.11.2014)