In England sorgt dieser Tage eine Studie der Uni Bristol für Aufsehen, deren Ergebnisse auch für unsere Schulpolitik mehr als lehrreich sein können. Die Engländer standen vor dem Rätsel, dass öffentliche Schulen in London eklatant bessere Ergebnisse vorweisen können als der Rest des Landes.

Ursprünglich dachte man, dass dies auf eine Initiative aus den Tagen der Labour-Regierung zurückzuführen sei, die mit Geldinjektionen in Londoner Schulen auf das massive Sozialgefälle reagiert hatte. Doch das wird durch die Daten nicht gestützt. Viel mehr - und viel überraschender - ist es der extrem hohe Ausländeranteil in Londoner Schulen, der ihnen im nationalen Vergleich den Vorsprung sichert.

Während weiße Briten, die in London 34, landesweit aber 84 Prozent der Abgänger stellen, im Durchschnitt am schlechtesten abschneiden, sind speziell Kinder von frisch zugezogenen Migranten die Gewinner.

Laut der Studie ergibt sich dieses für Ausländerfeinde so unerfreuliche Bild daher, dass gerade solche Migranten mit enormer Hoffnung und Elan ans Werk gehen - und diese Ethik an ihre Kinder weitergeben. Lob verdient demnach aber auch ein Schulsystem, das es geschafft habe, "gemeinsam mit Lehrern und Eltern ein erfolgreiches multiethnisches Schulsystem zu schaffen". Sieht ganz so aus, als ob sich unsere Bildungspolitiker schleunigst auf eine Bildungsreise an die Themse verfügen sollten. (Severin Corti, DER STANDARD, 17.11.2014)