Hoch droben, in der Luft, im komfortablen Hubschrauber, schwebt Thomas Middelhoff, von seiner Villa aus kommend, in der Essener Arcandor-Zentrale ein. Unten, in den schlingernden Karstadt-Warenhäusern, arbeiten derweil viele kleine Mitarbeiter.

Sie fahren mit dem Bus nach Hause und zahlen das natürlich auch selbst. "Big T" hingegen lässt sich den Heli zur Arbeit von Arcandor finanzieren.

Es klingt wie das sehr schlechte und vor Klischees strotzende Drehbuch für einen filmischen Managerverriss. Tatsächlich aber handelt es sich bei dieser Story um ein Stück deutsche Wirtschaftsgeschichte, die nun am Landgericht Essen ein unrühmliches Ende fand.

Das Gericht hat ein hartes, aber nachvollziehbares Urteil gefällt - über einen Manager, der immer meinte, davonkommen zu können, auch dann noch, als Arcandor längst pleite war und der Insolvenzverwalter die Reste verwerten musste. Hinter mir die Sintflut, wird Middelhoff auf seiner Yacht in Saint-Tropez gefeixt haben.

Doch es kam noch einmal alles auf den Richtertisch, und das ist auch gut so. Das Urteil führt Gier, Unmoral und Hybris vor, es zeigt, dass es sich auch die großen Reichen nicht immer richten können. Man kennt das ja schon von einem anderen vermeintlichen Überflieger, der ebenso hart gelandet ist. Sein Name ist Uli Hoeneß. Ihn und Middelhoff eint eines: die hoffentlich abschreckende Wirkung. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 15.11.2014)