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George R.R. Martin.

Foto: AP / Invision / Matt Sayles

In seinen Büchern wird die zeitlose Schlechtigkeit der Welt nicht unbedingt künstlerisch bis zur Kenntlichkeit verfremdet. Der 66-jährige US-Autor George R. R. Martin hat in seiner als TV-Serie "Game of Thrones" bekannten Fantasy-Saga "Das Lied von Eis und Feuer" weniger der Fantasie freien Lauf gelassen.

Eher schon liest sich das bisher in fünf Bänden erschienene Monumentalwerk mit drei großen Handlungssträngen und seinem 50-seitigen Personenregister wie eine zeitlose Chronik einer Menschheit im immerwährenden Krieg.

Köpfe rollen

Die Handlung von "Das Lied von Eis und Feuer" und seine Familienfehden sind zwar waffentechnisch im Mittelalter angesiedelt. Aber nur weil man heute den Feinden mit Drohnen statt feuerspeienden Drachen und chemischen Waffen und psychologischer Kriegsführung statt Pech und Schwefel sowie Psycho-Hexen zu Leibe rückt, bedeutet das ja nicht, dass sich seit den dunklen Zeiten der Höhlen- und Erdmenschen und deren erklärten Kritikern in der Menschheit etwas großartig Neues getan hätte. Wir wären gern gut und nicht so roh, doch die Verhältnisse sind nicht so.

Korruption, Lüge und Verrat. Gier, Neid, Hass. Sadismus, Mordlust, Gefühlskälte. Narzissmus, Blutrausch, Perversion. Köpfe rollen, doch nichts bewegt sich – außer dem Blut das aus den Arterien spritzt. Wichtig dabei: Die Guten sind nie ganz gut, die Bösen nie ganz böse. Es menschelt halt.

Das Ende ist nah

Nun herrscht wieder einmal große Aufregung um den in Sante Fe, New Mexico, lebenden George R.R. Martin. Der Sohn eines Dockarbeiters aus New Jersey, der den Militärdienst in Vietnam einst aus politischen Gründen verweigerte, hat ein neues Buch veröffentlicht – aber das falsche. Immerhin fehlen der Leserschaft laut Ankündigung Martins noch zwei Bände bis zum Abschluss der Saga. Wer wird den Thron von Westeros am Ende besteigen? Jon Snow, Daenerys Targaryen, Tyrion Lannister?

Martin, der früher im Sozialdienst, als Journalist und TV-Produzent ("Die Schöne und das Biest") arbeitete, pausiert zwischen den Bänden gern mehrere Jahre. Er ist gesund, aber im Pensionsalter. Der Fernsehsender HBO ist bezüglich der weiteren Planung der weltweit erfolgreichsten TV-Serie jedenfalls nervös. Der Autor sagt, er wisse, wie das Lied ausgeht, veröffentlicht aber lieber vorher noch das als "Sachbuch" konzipierte "The World of Ice and Fire". Es erzählt die Vorgeschichte von Game of Thrones aus "Historikersicht". (Christian Schachinger, DER STANDARD, 15./16.11.2014)