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Radsportlegenden unter sich: Bernard Hinault und Eddy Merckx (re).

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Jedes Jahr im Juli schlüpft der Landwirt aus seinen Stiefeln und arbeitet für den Tour-de-France-Veranstalter.

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Er habe ein traumhaftes Leben und finde den Radsport nicht verdorbener als andere Sportarten, sagt der kantige Bretone Bernard Hinault, der am Freitag seinen 60. Geburtstag feiert. Die französische Radsport-Legende gewann zwischen 1978 und 1985 fünf Mal die Tour de France. Sein letzter Erfolg war gleichermaßen auch der letzte eines Franzosen. Mit fünf Tour-Siegen ist er gemeinsam mit seinem Landsmann Jacques Anquetil, Eddy Merckx (BEL) und Miguel Indurain (ESP) nach wie vor Rekordhalter.

Im kommenden Juli werden die französischen Radsport-Fans die Straßen wieder zu Tausenden säumen, sie werden nach ihren Hoffnungsträgern rufen, nach Romain Bardet oder Thibaut Pinot. Und sie werden sich inständig wünschen, dass einer irgendwann so wird wie ihr Idol - so wie Le Blaireau (der Dachs), Bernard Hinault, gewinnt. Auch Hinault schmerzt das lange Warten. "Wir haben noch immer keinen kompletten Fahrer", sagte er im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP etwas ernüchtert. Bardet und Pinot zum Beispiel klettern exzellent, sind aber miserable Zeitfahrer.

Imposante Erfolgsliste

Hinault war auf jedem Terrain stark und gewann nicht nur bei der Tour, sondern unverändert als einziger Radprofi auch mehrmals bei den anderen großen Rundfahrten. Er avancierte dreimal zu Giro-d'Italia-Sieger, gewann zweimal bei der Vuelta, er wurde Weltmeister und triumphierte selbst beim Klassiker Paris-Roubaix. Mehr als 200 Erfolge hat Hinault in seiner Laufbahn angesammelt. Seine 28 Tour-Etappensiege werden lediglich vom "Kannibalen" Eddy Merckx überboten.

Doku über Bernard Hinault.
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So aufbrausend und kompromisslos wie er im Sattel sein konnte, so energisch wehrte und wehrt sich Hinault gegen das Sündenbock-Dasein des Radsports. Die Dopingskandale der vergangenen knapp 20 Jahre hätten "all jene tief verletzt, die das Radfahren lieben. Aber wenn man auf alle Sportarten blickt, ist der Radsport nicht verdorbener als andere", so Hinault.

2013, als ein französischer Senatsbericht den flächendeckenden Betrug bei der Tour de Dopage 1998 ans Licht brachte, schimpfte Hinault: "Wir sollten aufhören, Tote ans Tageslicht zu bringen. Sie wollen die Tour de France killen."

Kein Verständnis für Armstrong

Hinault wettert aber nicht nur gegen die Ungleichbehandlung, sondern auch gegen Radprofis, die dem Sport bewusst geschadet haben. Der gefallene Superstar Lance Armstrong ist für Hinault schlichtweg gestorben. "Wenn ich ihn heute träfe, würde ich nicht mit ihm sprechen. Ich würde ihn noch nicht einmal grüßen", sagt er.

Blutpanscherei wie zu Zeiten des Texaners gab es in der Ära Hinault nicht, der Gebrauch von Kortison oder Amphetaminen war dagegen weit verbreitet. Hinault selbst fiel nie positiv bei einer Dopingkontrolle auf. Er sagt, dass er heute alles noch einmal genauso machen würde. "Wenn mir morgen jemand sagt: 'Du bist 20, du kannst noch mal anfangen', dann würde ich nichts ändern. Ich habe ein traumhaftes Leben, ich wünschte, jeder könnte ein solches Leben haben."

Sein Leben spielt sich zumeist im ländlichen Calorguen ab, mitten in der Bretagne nahe Dinan. Hinault besitzt dort seit vielen Jahren einen Bauernhof. Und wenn er sich nicht gerade um die Rinderzucht kümmert, dann arbeitet er in der PR-Abteilung für den Tour-Veranstalter ASO, so wie jedes Jahr im Juli. (sid, APA, red, 14.11.2014)