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Kurz vor der Betriebsversammlung im AKH schlägt der Rektor in einem Brief an die Belegschaft versöhnliche Töne an.

Foto: APA/Roland Schlager

Wien - Je näher das Monatsende rückt, desto versöhnlicher wird der Tonfall aus dem Rektorat des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Hatte die Leitung des Universitätsspitals es bis vor kurzem nicht einmal für notwendig befunden, in Verhandlungen über ein höheres Ärzte-Grundgehalt im Abtausch mit der ab Jänner geltenden neuen Arbeitszeitregelung einzutreten, schlägt Rektor Wolfgang Schütz in seinem jüngsten Schreiben an die "lieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" jetzt - knapp vor der Betriebsversammlung kommenden Dienstag und der bis Ende des Monats zu treffenden Entscheidung für oder gegen eine Optout-Lösung - einen verbindlicheren Tonfall an.

Schütz betont in dem Schreiben, das dem STANDARD vorliegt, immer wieder die "großen Herausforderungen" aufgrund der "Kurzfristigkeit" der Gesetzesänderung.

Und er listet als erstes Zwischenergebnis seiner Gespräche mit dem Betriebsrat eine "Road Map" auf, die unter anderem folgende Punkte beinhaltet:

  • So habe das Rektorat beim Wissenschaftsministeium einen Mehrbedarf für das die Ärzte betreffende Personalbudget für die kommende Leistungsperiode 2016-2018 geltend gemacht.
  • Außerdem will man anhand der von der Belegschaft gewählten Arbeitszeitvarianten den zusätzlichen Personalbedarf erheben - und auch diesen im Rahmen der Leistungsvereinbarung mit dem Ministerium klären.

Kurz zum Hintergrund: Mit dem am 1.1. 2015 in Kraft tretenden neuen Arbeitszeitgesetz dürfen Ärzte künftig statt bis zu 72 Stunden pro Woche (im AKH infolge einer Betriebsvereinbarung max. 60 Stunden) nur mehr 48 Stunden pro Woche arbeiten. Mehr als elf Jahre hat die EU die Umsetzung der Arbeitszeitrichtlinie eingemahnt. Aber auch jetzt gibt es großzügige Übergangsregelungen bis 2021. Mit Zustimmung des Arbeitnehmers ("Optout") kann bis dahin auch weiterhin länger gearbeitet werden.

  • Die wichtigste Neuerung für AKH-Ärzte: Schütz will "eine Arbeitsgruppe aus Rektorats- und Betriebsratsvertretern aller drei Medizinischen Universitäten initiieren". Deren Hauptthema soll die "Erhöhung der Grundgehälter" sein.

Dahinter steckt: Das Grundgehalt heimischer Ärzte ist im internationalen Vergleich eher niedrig, wird aber durch Zulagen für Nacht- und Wochenenddienste aufgefettet. Wenn diese mit der neuen Arbeitszeitregelung wegfallen, geht das mit teils drastischen Gehaltseinbußen einher.

  • Noch etwas bestätigt der Rektor in seinem Brief: Zwar "werden die drei Stunden Forschungs- oder Lehrzeit nach einem Journaldienst nicht mehr möglich sein", weil Ausgleichsruhezeiten unmittelbar verbraucht werden müssen, bezahlt werden diese aber trotzdem. (red, derStandard.at, 14.11.2014)