Er ist breiter geworden, der neue Smart, die Überhänge bleiben sehr kurz, und der Wendekreis wird kleiner. fortwo und forfour schauen sich ähnlicher und setzen nun beide auf den Heckmotor - einen Dreizylinder-Otto. Zum Start mit 71 oder der fortwo auch mit 90 PS.

Barcelona - Sehr geschickt zwängt der Mann seinen Roller durch den für ihn wohl alltäglichen Stau in Barcelona. Links und rechts müssen ein paar Millimeter Luft reichen, um zwischen den stehenden Autos durchzukommen. Ohne den Fuß abzustellen, ohne wie eine Ente mit seinem Roller mitzuwatscheln, bahnt er sich seinen Weg durch die blechernen Wülste vor der Ampel. Und dann stürzt er doch fast. Nicht, weil jemand die Tür aufreißt. Nicht, weil ihm der Platz ausgeht. Sondern weil er, in dem Moment, wo er den Kopf verreißt, stark zu bremsen beginnt - und uns fast touchiert.

Für Rennfahrer ist die Blicktechnik nicht selten die letzte Rettung, für andere das Murphy'sche Gesetz der Fahrtechnik: "Man fährt dorthin, wo man hinschaut."

Foto: Daimler

Jetzt sagt man manchem Katalanen nach, dass er den Blick gerne den Damen nachwirft - und deshalb vom Weg abkommt. Legendär, wie Kollege F., optisch abgelenkt, ungebremst mit der Vespa an dem Bus naschte, der vor ihm stehen geblieben ist. Doch die Katalanen, die wir treffen, die schauen lieber auf den neuen Smart. Und nicht selten geht diese Begeisterung gerade noch gut. Obwohl, selbst wenn es sich einmal nicht ganz ausgehen würde, den Bodypanels aus Kunststoff macht ein kleiner Rempler weniger aus als herkömmlichen Blechtüren.

Vor allem der Smart fortwo hat es den Städtern angetan. Der ist mit seiner Länge von 2,695 Meter ja gerade einmal ein paar Zentimeter länger als ein Großraumroller. Und ähnlich agil. Mit einem Wendekreis von weniger als sieben Metern dreht man mit dem Smart locker um, wo andere rangieren, bis sie Blasen auf den Handballen bekommen. Gut, zwischen den Kolonnen kommt man mit dem Smart nicht durch. Aber das ging mit dem Vorgänger, der um mehr als zehn Zentimeter schmäler war, auch nicht.

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Mehr Platz im Innenraum also. Das ist aber bei weitem nicht alles, was beim Einsteigen sofort ins Auge sticht. Das gelungene Interiordesign zeigt sofort, dass Daimler mit dem neuen Smart einen recht ordentlichen Qualitätssprung macht. Das merkt man übrigens auch beim Fahren - dank der McPherson-Aufhängung vorne und der optimierten De-Dion-Hinterachse aus der C-Klasse.

Es ist es ja kein Geheimnis, dass der neue Smart in Kooperation mit Renault entstand, der forfour und der Twingo sogar quasi baugleich sind. Selbst die Dreizylinder-Motoren für die Smarts kommen von Renault. Das ab März erhältliche Doppelkupplungsgetriebe kennen wir nicht nur schon vom Ford Ecosport. Auch die Navi-Einheit, der Schaltknauf, der Schalter für die Warnblinkanlage - alles Renault.

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Warum man trotzdem zum Smart forfour greifen soll, wenn einem der fortwo zu klein ist, und nicht zum billigeren Twingo?

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Die bessere Ausstattung, führt Daimler an, und die Anzahl an Assistenzsystemen. Doch weder das, noch dass der forfour jetzt auch mit dem Heckmotor kommt, wird den viertürigen Smart aus dem Schatten seines kurzen Bruders holen. Vielmehr wird dies das Design schaffen. Beide Smarts sind jetzt wie aus einem Guss, egal wie viele Türen und Sitze zwischen Rädern Platz finden. Weil er so smart aussieht, wird er sich durch die Zulassungsstatistik nach vorne drängen wie ein Scooterfahrer durch Barcelona. Nur halt ohne auf die Seite zu schauen. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 14.11.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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