Erste Aufnahme von Philae auf der Oberfläche des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko.

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Panoramaaufnahme des Landers.

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In Philaes Nähe befindet sich dieser Felsen, der exakte Abstand ist unklar.

Screenshot: ESA

Darmstadt/Wien - An seinem vorerst vielleicht letzten Tag ist der Lander Philae noch einmal fleißig gewesen: Nach einem Funkloch in der Nacht hat das Minilabor wieder Daten vom Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko geschickt. So maß der Lander unter anderem Dichte und Temperatur der Kometenoberfläche und deren Zusammensetzung. Die wissenschaftliche "Ernte" sei trotz aller Probleme bereits jetzt beträchtlich, hieß es von der ESA.

Und trotz der instabilen Position des Landers ließ die ESA Philae am Freitag auch eine Bohrung vornehmen, einen der geplanten Versuche, um mehr über den Kometen herauszufinden. Die Daten werden die Erde vielleicht aber nicht erreichen - fürs Erste zumindest. "Wir sind nicht sicher, ob Philae ausreichend Energie hat, um die Daten zu übertragen", sagte Landemanager Stephan Ulamec, der aus Österreich stammende Philae-Projektleiter in Darmstadt.

Offene Fragen

Denn das ist das Hauptproblem: Es ist unklar, wie lange Philae noch arbeiten kann. Der Lander bekommt nicht wie geplant sechs oder sieben Stunden Sonnenlicht am Tag ab, sondern nur eineinhalb. "Er hat nur noch einige Stunden Lebensdauer mit seiner Batterie", sagte Projektleiter Philippe Gaudon von der französischen Raumfahrtbehörde CNES. "Danach sollen eigentlich die Solar-Batterien übernehmen, aber der Roboter ist im Schatten."

Im ungünstigsten Fall müsste Philae am Wochenende die Arbeit beenden - das wird sich in der Nacht auf Samstag entscheiden. Selbst in diesem Fall besteht aber noch die Hoffnung, dass sich die Lichtverhältnisse auf dem Weg des Kometen Richtung Sonne bessern könnten. Sollte Philae für jetzt im "Kälteschlaf" versinken, ist es immer noch möglich, dass er später wieder genug Energie erhält, um seine Systeme wieder hochzufahren.

Was zuvor geschah

Nach den unvorhergesehenen Komplikationen bei der Landung am Mittwoch dürfte das Landegerät auf eine Seite gekippt sein. Mittlerweile ist klar, dass Philae aufgrund der fehlenden Verankerung nicht nur zwei-, sondern sogar dreimal auf dem Kometen aufgekommen ist: Nach der ersten Landung "hüpfte" der Lander noch zweimal.

Der erste Sprung habe etwa zwei Stunden, der zweite rund sieben Minuten gedauert, sagte Philae-Landungsleiter Stephan Ulamec. Die erste Landung dürfte zwar ziemlich genau am Zielort stattgefunden haben, wo genau Philae dann aber endgültig landete, ist derzeit noch nicht ganz klar.

Die rote Markierung zeigt den geplanten Landepunkt, Philae dürfte sich aber irgendwo im blauen Feld befinden. Im Bild: Philae-Landungsleiter Stephan Ulamec.
Screenshot: ESA

Schräglage am Kraterrand

Bilder von der Umgebung legen allerdings die Vermutung nahe, dass das Landegerät an einem Kraterrand auf der Kopfseite des Kometen aufgesetzt ist und schräg liegt. Die unmittelbare Umgebung scheint zumindest teilweise von Felsbrocken blockiert zu sein.

Dass der Lander um etwa 90 Grad gekippt ist, dürfte die Erforschung der Kometenoberfläche ziemlich erschweren. So ist etwa unklar, ob aus diesem Winkel überhaupt Bodenproben entnommen werden können.

Die Forscher hoffen dennoch, dass das Landegerät einen Großteil der geplanten Experimente ausführen kann. "Das Wichtigste ist, dass alle Instrumente funktionieren", sagte der Planetologe Tilman Spohn. "Wir können ein gutes Stück von dem abarbeiten, was wir uns vorgenommen haben." (APA/red, 14.11.2014)