Bamako/Freetown/Conakry - Nach dem zweiten Ebola-Todesfall im westafrikanischen Mali wächst die Angst vor einer Ausbreitung der Seuche in dem Land. Die Behörden stellten am Mittwoch zahlreiche Menschen unter Quarantäne, die in Kontakt mit einem am Dienstag verstorbenen Krankenpfleger gekommen waren.

Der 25-Jährige habe in einer Privatklinik in der Hauptstadt Bamako gearbeitet. Dort steht ein Arzt im Verdacht, sich mit der Seuche infiziert zu haben. Der Pfleger sei am Dienstag positiv auf Ebola getestet worden und noch am Abend verstorben, teilte die Regierung mit. Alle notwendigen Schritte seien eingeleitet worden. Einen Zusammenhang zum ersten Ebola-Todesfall in Mali vom Oktober gebe es nicht.

Leichnam ohne Schutzvorkehrungen gewaschen

Der Mann hatte einen Imam aus der Grenzstadt Kouremale gepflegt, der am 27. Oktober verstarb und unter den Ebola-typischen Symptomen litt, jedoch nie getestet wurde. Sein Leichnam war in Mali ohne jegliche Schutzvorkehrungen gewaschen und dann zur Beerdigung nach Guinea gebracht worden. Er starb zwei Tage nachdem er in der Klinik vorstellig geworden war.

Nach Angaben von Helfern starb in dieser Woche eine weitere Person aus dem Haus, in dem der Imam in Bamako wohnte. Auch sie wurde ohne einen Ebola-Test beigesetzt. Der Seuche sind in Westafrika bisher fast 5.000 Menschen erlegen. Mali hat eine 800 Kilometer lange Grenze zu Guinea, das neben Liberia und Sierra Leone zu den hauptbetroffenen Ländern gehört.

70 Menschen in Quarantäne

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 70 Menschen isoliert, darunter auch mehrere Dutzend Bewohner aus dem Haus des Pflegers. Die Klinik, die als eines der führenden Gesundheitszentren in Bamako gilt, wurde abgeriegelt.

Sorge bereitet Experten vor allem die lange Zeit zwischen dem Tod des Imams und der Einleitung von Schutzmaßnahmen. Von der Ansteckung kann es bis zu 21 Tage dauern, bis die Krankheit ausbricht. Ebola wird durch Körperflüssigkeiten eines Kranken übertragen. Auch Verstorbene gelten als hochinfektiös.

"Der Fall zeigt die Lücken bei der Schulung von Ärzten in Bamako", sagt ein Ebola-Helfer. Diese hätten schon sechs Monate früher über die Krankheit informiert werden müssen.

Im Oktober war in Mali ein zwei Jahre altes Mädchen an Ebola gestorben, das Verwandte nach dem Ebola-Tod der Mutter aus Guinea geholt hatten. Das Kind war hochansteckend Hunderte Kilometer mit Bussen durch das Land gefahren, bevor die Krankheit erkannt und das Kind unter Quarantäne gestellt wurde. (APA/Reuters, 12.11.2014)