Noch sieht es etwas trist aus in der Seestadt Aspern, woran aber wohl auch die einsetzende kalte Jahreszeit schuld ist. Im Frühjahr und Sommer nächsten Jahres soll indes das blühende Leben einziehen.

Foto: Putschögl

Die Wohnbebauung der Seestadt Aspern schreitet sichtbar voran. Erste Objekte sind bereits fertig und auch schon bezogen, wie das Gebäude der Baugruppe "Jaspern", wo schon Anfang September gesiedelt wurde. Die Baugruppe "B.R.O.T." folgt im Dezember.

In den nächsten Wochen werden auch schon mehrere Projekte der Wohnbauinitiative und des geförderten Wohnbaus bezogen (Unterschied siehe Artikel). Ende des heurigen Jahres sollten somit bereits mehr als 800 Bewohner in 420 Wohneinheiten in der Seestadt leben. Im Lauf des nächsten Jahres werden mehr als 5000 dazukommen, Ende 2015 rechnet Stadt-Wien-Projektleiterin Christine Spiess schon mit rund 6100 Einwohnern.

Geschäfte im Fokus

Damit die Seestadt aber auch wirklich eine "Stadt" wird, ist mehr nötig als bloß eine Wohnanlage an die andere zu reihen. Bekanntlich bemüht man sich in der Seestadt um eine gute Bespielung der Erdgeschoßzonen, auch eine Haupt- und mehrere Nebengeschäftsstraßen sind geplant.

Im Erdgeschoß des "Stadthauses" nördlich des Hannah-Arendt-Parks, das von den Bauträgern ÖVW und EBG entwickelt und im Sommer 2015 fertig wird, zieht nächstes Jahr ein Supermarkt ein. Dort ist außerdem eine Polizeistation vorgesehen (die aber erst etwas später kommen wird), außerdem das Stadtteilmanagement und ein Ärztezentrum. Magistratisches Bezirksamt wird es in der Seestadt keines geben. Für die ersten Bewohner hat man allerdings eine mobile Meldestelle eingerichtet, die laut Spiess sehr gut in Anspruch genommen wurde.

In der Geschäftsstraße namens Maria-Tusch-Straße, die von Westen her in die Seestadt geführt wird und dann einen Knick Richtung Norden, zum See hin, macht, gibt es außerdem schon fixe Flächen für Apotheke, Bäcker, Friseur, Drogeriemarkt, Trafik und Postpartner, mehrere gastronomische Einrichtungen sowie eine Bankfiliale. Da das gesamte Areal der Seestadt einer Gesellschaft namens Gelup gehört, die wiederum zu je einem Drittel der Wirtschaftsagentur Wien, der Vienna Insurance Group und der Erste Group gehört, ist es keine Überraschung, dass die "Erste" auch tatsächlich die erste Bank in der Seestadt sein wird. Gleiches gilt für die Flächen, die für eine Versicherung reserviert sind, es wird die Wiener Städtische sein.

Schulen von Stadt und Bund

Bildungseinrichtungen müssen natürlich auch sein, an ihnen scheitert anderswo so manches Wohnbauprojekt, weil die Stadt nur dort widmen kann, wo es ausreichend soziale Infrastruktur gibt. In der Seestadt wird es da keinen Mangel geben; der Bildungscampus der Stadt Wien im Süden des Hannah-Arendt-Parks ist schon fast fertig gebaut, daran anschließend wird im Osten gerade an der Baugrube für das Bundesschulzentrum (AHS, BHS) gearbeitet, das die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) errichtet. Auf einer Freifläche zwischen den beiden Bildungsstätten ist Platz für Sportanlagen für die Schülerinnen und Schüler.

Im nördlichen Bauteil sind weitere zwei Baufelder für städtische Schulen und sonstige Bildungseinrichtungen reserviert, von denen eine "sicher mit den ersten Entwicklungen im Nordteil des Areals kommen wird", sagt Spiess. Ob es auch noch einen dritten Schulstandort braucht, ist noch nicht sicher. In den neuesten Seestadt-Plänen ist die dritte Fläche schon als "Schule/Gewerbe" ausgewiesen. Eine weitere Idee ist, dass der Norden eine städtische Bücherei bekommt.

"Campus der Religionen"

Fehlt noch die Kultur - oder: die "Kür", wie es Aspern-3420-Vorstand Gerhard Schuster nannte. Eine Freiluftarena mit Bühne ist bei der Station Aspern Nord geplant.

Was das Geistliche betrifft, so ist ebenfalls im nördlichen Teil ein Baufeld für einen "Campus der Religionen" reserviert. Wie der konkret aussehen wird, ist bereits Gegenstand von Diskussionen zwischen den Religionsgemeinschaften. "Interreligiös" muss es sein, sagt Spiess. (mapu, DER STANDARD, 8.11.2014)