Finger, Pinsel und Kompressor: Auf die Technik kommt es an, sogar beim Schminken.

Illustration: Dennis Eriksson

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, vor allem bei all jenen Dingen, die täglich erledigt werden müssen. Wer zum Beispiel das Gefühl hat, sich der Welt nur im bestmöglichen Aussehen präsentieren zu wollen, gewöhnt sich ans morgendliche Retouchieren. Augenringe, rote Flecken, Pickel oder zu große Poren: All das muss weg. Imperfektionen lassen sich mit Make-up kaschieren, vorausgesetzt, die Technik dafür wird beherrscht. Foundation nennen Experten wie Angie Winkelbauer das, was Maler wohl als Grundierung bezeichnen würden. "Fast noch wichtiger als Foundation ist die Gesichtspflege vorher, nur wenn die Haut gut durchfeuchtet ist, können sich die Farbpigmente im Make-up auch regelmäßig verteilen", erklärt die professionelle Maskenbildnerin, die in der Parfümerie Nägele & Strubell Interessierten das Schminken beibringt.

Fehler und Lösungen

Der größte Fehler, den man beim Schminken machen könne, sei, die falsche Farbe für den eigenen Hauttyp zu verwenden. Zu hell wirkt, als sei einem speiübel, zu dunkel sonnenverbrannt. Die richtige Farbe zu finden, sei manchmal auch gar nicht so leicht, sagt Winkelbauer, die verschiedene Farbtöne stets an der Kinnkante ausprobiert, um zu sehen, ob "die Farbe mit dem Hautton verschmilzt und sich nicht gegen den Hals hin absetzt. Man will ja das Kompliment, dass man gut aussieht, und nicht, dass man gut geschminkt ist", sagt sie.

Je hauchzarter der Film auf der Haut, umso natürlicher die Wirkung, Hilfsmittel beim Auftragen leisten gute Dienste. Make-up mit dem Finger: "Geht nur, wenn man es auftupft, keinesfalls schmiert", warnt Winkelbauer. Make-up mit dem Schwämmchen: "Ist okay, wenn man es kann, verbraucht aber sehr viel Produkt." Pinsel? "Ist eigentlich das beste Werkzeug, wenn man nicht vergisst, ihn einmal pro Woche auszuwaschen, wegen der Bakterien", sagt sie.

Make-up aus Düsen

Im Zuge der allgemeinen Elektrifizierung der Badezimmer gibt es seit kurzem aber auch noch eine ganz neue Möglichkeit. Temptu heißt ein kleines viereckiges Kastl, ein Kompressor, der im Badezimmer neben Fön, Haarglätter und allerlei elektrischen Bürsten neu in die Riege der Elektrogeräte dazukommen könnte. Er sprüht die Farbe fürs Gesicht aus ganz feinen Düsen, eine Art von Sprühnebel, der Make-up auf der Haut quasi unsichtbar macht. "Ich habe diese Maschine in London erstmals gesehen und wusste, dass das hier eine Marktlücke ist", sagt Mariana Hiebl, die heute Temptu Airpod (€ 199 Euro) vertreibt und am Kärntnerring einen Salon betreibt, in dem sie schminkt und Einschulungen gibt. In den Kompressor gehören Make-up-Patronen (€ 51), und auch Hiebl betont, dass die richtige Farbe zu finden das Allerwichtigste ist.

"Dass Make-up die Haut austrocknet, ist ein hartnäckiges Vorurteil aus alten Zeiten", sagt Winkelbauer, vor allem deshalb, weil Hersteller zunehmend auch Pflegestoffe und Lichtschutzfilter in ihre Foundations mischen. Dass es eine Foundation für winterblasse und für sonnengebräuntere Haut gibt, sei aber sowieso selbstverständlich.

Auch Kombinationsprodukte sind en vogue: Im Deckel einiger Fläschchen verstecken sich Abdeckstifte, die mehr Pigment enthalten. Bewährt haben sich Silikonöle in den Produkten, weil sie Make-up haltbar machen, sagt Winkelbauer, sie verschließen auch ganz wunderbar zu große Poren. Für das "ganz große Make-up" empfiehlt sie, unter der Foundation auch einen sogenannten Primer aufzutragen. Die farblosen, ebenfalls polymerhaltigen Cremen mattieren die Haut und garantieren, dass Rouge und Lidschatten nicht verrinnen. Fixiert wird die Farbe im Gesicht übrigens mit einem entsprechenden Puder. Das ist lege artis. Für alle, die sich als Gewohnheitstiere eher am Unkomplizierten orientieren: Puder-Foundations sind heute nahezu so gut wie flüssige Farbe. Immer vorausgesetzt, der Ton stimmt. (Karin Pollack, Rondo, DER STANDARD, 14.11.2014)