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Apple-CEO Tim Cook und seine Manager verhandeln nicht gern

Foto: Reuters/Nicholson

Die Beziehung zwischen Apple und Saphirglas-Spezialist "GT Advanced Technologies" (GTAT) hätte sich in eine jahrelange Freundschaft entwickeln können: Apple lieh dem Unternehmen Geld, um eine Saphirglas-Fabrik zu bauen, im Gegenzug sollte GTAT aus dem "Wundermaterial" Bildschirme für die neuen iPhones herstellen. Aber es kam anders: Apple entschied sich dagegen, Saphirglas schon bei der aktuellen iPhone-Generation einzusetzen und forderte die Hypothek zurück. Daraufhin ging GTAT Pleite; verklagte aber im Gegenzug Apple.

Geheimverträge wurden öffentlich

Durch das anstehende Gerichtsverfahren sind nun erstmals Verträge, die Apple mit Zulieferern weltweit abschließt, an die Öffentlichkeit gedrungen. Sie zeigen, welche – je nach Auslegung – geschickten Verhandlungsfähigkeiten bzw. "skrupellosen, unfairen und paranoiden Methoden" (so ein GTAT-Manager) der IT-Konzern an den Tag legt.

50 Millionen pro Indiskretion

Grundsätzlich sind alle Details zur Kooperation mit Apple geheim. Dessen Name darf von Mitarbeitern der Zuliefererfirma gar nicht erwähnt werden. Bei GTAT war etwa die Rede von "Project Onyx" statt von Apple. Für jede Indiskretion müssen 50 Millionen Dollar gen Cupertino überwiesen werden, der IT-Konzern darf das andere Unternehmen auffordern, binnen zehn Tagen alle Dokumente zu vernichten.

Apple darf fremde Mitarbeiter "interviewen"

Aber Apples Griff ins fremde Unternehmen geht noch weiter: Apple darf jeden Mitarbeiter der Zuliefererfirma persönlich kontrollieren und "mehrstündige Interviews" durchführen. Wird auch nur der kleinste Sicherheitsmangel festgestellt, muss der Zulieferer für die Überprüfung aufkommen, das kostet rund 135.000 Dollar. Prinzipiell müssen nach dem V ertragsabschluss mit Apple sofort Zugangskontrollen und Überwachungskameras in allen relevanten Gebäuden installiert werden, was bei vielen Zulieferern aber ohnehin schon vorhanden sein dürfte.

Apple: "Wir verhandeln nicht"

Verhandlungen über diese Konditionen sind ausgeschlossen – überhaupt will sich Apple nur ungern mit Zuliefern an einen Tisch setzen. So gilt die Regel, dass Apple immer fünf Prozent weniger zahlen muss als jene Firma, die den bislang günstigsten Vertrag mit dem Zulieferer hatte. So wurde GTAT von Apple mitgeteilt, dass man nicht verhandle: "Werdet erwachsen und unterschreibt", so ein Apple-Manager. Im Gegenzug gehören alle Patente, die eine Firma bei ihrer Zusammenarbeit mit Apple erfindet, natürlich Apple. Besteht ein Lieferengpass, kann Apple so nach zehn Tagen mit sämtlichen Unterlagen zur Konkurrenz gehen, um dort Bildschirme oder Ähnliches zu bestellen.

Kritik an Apple

Obwohl Verträge mit Marktführern wohl in keiner Branche ungünstig für den dominierenden Partner sind und Apples Vorgehen legal ist, regt sich doch Kritik an den Verträgen: So schreibt Gigaom, dass Apple "unglaubliche Macht" ausübt. Golem spricht von einer "vollen Kontrolle über fremde Firmen". Gleichzeitig weisen Apple-Verteidiger darauf hin, dass gerade im "Fall GTAT" Vorsicht angebracht ist: Das Saphirglas-Unternehmen sei vor dem Vertragsabschluss ohnehin schon knapp vor der Pleite gewesen, anderen Zulieferern gehe es hingegen blendend. Und dass Apple seine Produkte bis kurz vor der Markteinführung Geheim halte, genießen wohl auch viele Fans. (fsc, derStandard.at, 11.11.2014)