Wien - Der Stromkonzern Verbund hat seine Sparpläne konkretisiert und bekanntgegeben, dass bis 2020 weitere 250 Stellen abgebaut werden. Wie DER STANDARD berichtete, war bisher unklar, wie groß der erneute Stellenabbau sein wird. Am Dienstag wurde schließlich die Belegschaft informiert.

Beim Verbund läuft bereits seit Herbst 2013 ein Sparprogramm. Das Motto: gestrafft investieren und Kosten sparen. Es hätte bis 2015 laufen sollen und sollte nach ursprünglichen Plänen 130 Millionen Euro bringen, auch mithilfe von 250 Stellenstreichungen. Rund vier Fünftel davon sind in Form sozialverträglicher Lösungen schon "abgearbeitet", sagt Konzernsprecherin Ingun Metelko auf Anfrage. Ein Fünftel der Betroffenen steht dem konzerninternen Arbeitsmarkt zur Verfügung.

Kraftwerksschließung

Für die zweite Sparwelle, bei der nun 250 Stellen gestrichen werden sollen, ist ein Teil des Abbaus bei kalorischen Kraftwerken infolge der dortigen Schließungs- und Verkaufsmaßnahmen geplant. Durch die Schließung des Kraftwerks Dürnrohr in Zwentendorf etwa werden dort rund 80 Stellen wegfallen, und zwar dann, wenn der Rest der Rohstoffe verarbeitet ist, wie Metelko erklärt. "Das wird im Frühjahr 2015 sein." Weniger Arbeitskräfte brauche man überdies im Bereich Administration, Verwaltung und im kaufmännischen Bereich. 110 Stellen fallen hier laut Metelko weg.

Auch der schon im Vorjahr gestraffte Investitionsplan wird "neuerlich deutliche Abstriche erhalten". Gestrichen werden daher auch 60 Jobs im Engeneering-Bereich. Auch in der zweiten Welle sei man um Sozialverträglichkeit bemüht, sagt Metelko.

Veränderter Energiemarkt

Begründet wird die Fortsetzung des Personalabbaus und des Sparprogramms vom Verbund-Stromkonzern mit dem dramatisch veränderten Energiemarkt. Nach dem Rückzug aus der Türkei 2013 sowie heuer aus Italien, Frankreich und Bulgarien konzentriere man sich auf Österreich und Deutschland.

Der Fokus auf Wasserkraft und energienahe Dienstleistungen auf den Märkten Österreich und Deutschland reduziere die Komplexität des Unternehmens deutlich und stelle zugleich neue Anforderungen an den Verbund, stellt der zu 51 Prozent im Eigentum der Republik Österreich stehende Konzern fest.

Auf die herausfordernden Zeiten reagiere der Verbund "proaktiv mit den richtigen Maßnahmen und Weichenstellungen", betonte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber in einer Aussendung zu den fixierten Maßnahmen.

Künftige Wachstumsfelder stellten neben ausgewählten Wasserkraftprojekten und Effizienzsteigerungen bestehender Kraftwerke auch Energiedienstleistungen und energienahe Angebote für Privat-, Industrie und Geschäftskunden dar, so das Unternehmen. Die Verbund-Aktien ließ der nachgeschärfte Sparkurs kalt. (rebu/APA, derStandard.at, 11.11.2014)