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Die Uni Graz untersucht Nutzen und mögliche Gefahren von "Dr. Internet".

Foto: dpa/Christoph Strotmann

Ein Hautausschlag am Fuß, ein leichter Druck in der Brust oder plötzlich auftretende Kopfschmerzen: Der Weg ins Internet ist für viele PatientInnen oftmals bequemer als der Gang zum Hausarzt. Wissenschafter der Karl-Franzens-Universität Graz untersuchen nun gemeinsam mit Medien-Experten der TU Graz und einem Allgemeinmediziner im Projekt "Dr. Internet", inwieweit Recherchen im World Wide Web die Selbstdiagnose von Krankheiten beeinflussen können.

Risiko für Falschinformation

Im Internet bewegen sich täglich Milliarden Menschen und suchen nach Antworten auf ihre Fragen. Allein mit der Suchmaschine Google lassen sich 30 Billionen Webseiten durchforsten. Wie erfolgreich die Anfragen sind, hängt von den im Internet vorhandenen Informationen und der Suchkompetenz der Benutzer ab. Das Risiko, zum Beispiel falsche Gesundheitstipps zu bekommen, ist dabei hoch.

"Im Projekt untersuchen wir, wie sich Recherchen im Netz auf das Verhalten der Patienten bei ihrem Arztbesuch auswirken", sagt Michael Kopp, Projektleiter und Leiter der Akademie für Neue Medien und Wissenstransfer an der Uni Graz. "Uns interessiert auch, wie gut das Suchverhalten von medizinischen Laien ist, wenn sie mit Symptomen konfrontiert sind."

Eigene Diagnose erstellen

Die Probanden müssen über die Suche im Netz selbst eine Diagnose zu vorgegebenen Symptomen erstellen und erhalten auch medizinisch fundierte Handlungsempfehlungen für das Eintreten des Ernstfalls. Aufgezeigt werden soll vor allem, welche Gefahren, aber auch welche Potenziale mit dieser (Selbst-)Diagnose von Krankheiten verbunden sein können.

Gemeinsam mit einer Wirtschaftspädagogik-Professorin, einer Philosophin und einem Soziologen der Universität Graz entwickelt Kopp unterschiedliche Fallbeispiele, die gewisse Krankheitssymptome aufzeigen und mit denen praktische Ärzte häufig konfrontiert sind.

Die Szenarien werden ab Herbst 2015 in einem Massive-Open-Online-Course (MOOC) bereitgestellt. "Die Teilnehmer sollen die ständig weiterentwickelten Fälle diskutieren und mittels eigener Recherchen im Internet herausfinden, welches Krankheitsbild dahinter liegt", betont Kopp. Ärztlich betreut wird das Projekt vom Allgemeinmediziner Kurt Usar, der seine Erfahrungen aus der Praxis einfließen lässt. (red, derStandard.at, 10.11.2014)