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Hyuna Ko als 'Fuchs' (li.) und Chen Reiss als 'Füchslein

Foto: APA/Michael Poehn

Wien – Mit einer für ihn ungewöhnlichen Heftigkeit beklagt sich Direktor Dominique Meyer im Editorial des aktuellen Staatsopernmagazins Prolog über die "Verunglimpfung", sein Haus sei eine "Touristenoper" – da 30 Prozent der Gäste nicht aus Wien stammen. Ob diese denn "etwas Minderes" seien, über das man "arrogant die Nase rümpfen darf"? Natürlich nicht.

Trotzdem: Die Quote der Besucher aus Wien wird sich durch die Serie des Schlauen Füchsleins wohl leicht erhöhen, sah man doch einige Eltern, die mit ihrem fotoalbumfein herausgeputzten Nachwuchs Janáčeks märchenhaften Neunzigminüter besuchten. Dies ist natürlich auch der wundervollen Ausstattung Amra Buchbinders zuzuschreiben, welche die zahlreichen Tiergestalten der Oper in einer Art von fantastischem Realismus auf die Bühne des Hauses zaubert.

Zaubern musste auch Dominique Meyer, als sein Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst zu Beginn der Saison das Handtuch und mit diesem auch 34 Dirigate am Haus hinwarf – darunter auch die des Füchsleins. Meyer fand in Thomas Nepotil einen kundigen Ersatz; der junge GMD der Essener Philharmoniker und ehemalige Chefdirigent des Orchesters des Nationaltheaters in Prag führte mit Verve und energischer Zeichengebung durch das Werk. Beim Staatsopernorchester hatte man den Eindruck, dass die Premierenserie der Oper deutlich länger zurücklag als nur fünf Monate: Es wurde solide musiziert, doch fehlte es an selbstverständlicher Leichtigkeit, an klanglichen Feinheiten und Höhepunkten.

Die Sängerinnen und Sänger erinnerten sich hörbar besser an ihre Partien: Chen Reiss war als Füchslein Schlaukopf von gewinnender Frechheit, wenn auch ihr Sopran eine Nuance zu klein wirkt für die Partie. Gerald Finley war als Förster ein optisch idealer Kraftkerl und Naturbursche, der gesanglich zu nuancierter Gestaltung fähig war. Hyuna Ko begeisterte als Fuchs mit klarem, starkem Sopran, Janusz Monarcha gab einen vergnüglichen Pfarrer mit harmloser Tiefe. Eine Wonne auf schauspielerischem Gebiet: James Kryshak als zerknitterter Schulmeister, solide Wolfgang Bankl als Harasta. Begeisterung für Mensch und Tier. (Stefan Ender, DER STANDARD, 10.11.2014)